Fiese Dünnpfiff-Masche: Briten neppen Hotels auf Mallorca

Aktualisiert

Jahrelang ließen sich britische Urlauber ihre Hotelkosten mit einem dreisten Trick zurückerstatten. Die Folgen könnten auch deutsche Spanien-Urlauber zu spüren bekommen.

In letzter Zeit sind mallorquinische Hoteliers auf ihre britischen Gäste nicht so gut zu sprechen: „Im vergangenen Jahr stiegen die Reklamationen um 700 Prozent", klagt der Hotel-Verband FEHM. Die Vereinigung Britischer Reiseveranstalter (Abta) spricht von 430 Prozent mehr Beschwerden. Was die Urlaubsinsel aber richtig ärgert, ist, dass diese Rügen handfeste finanzielle Folgen hatten. Allein von den Balearen flossen 50 Millionen Euro in Richtung Großbritannien. Als Ergebnis eines systematischen Betrugs.

Und der geht so: Die Touristen suchen während ihrer Sonnentage auf Mallorca eine Apotheke auf und kaufen ein Mittel gegen Durchfall. Das wichtigste daran ist nicht das Medikament selbst, das auch gleich in den Müll wandern kann, sondern der Kaufbeleg. Wieder zu Hause angekommen, legen sie diesen einfach ihrem Reiseveranstalter vor und behaupteten, sie hätten sich im Hotel eine Lebensmittelvergiftung zugezogen. Und deshalb wäre ihr gesamter Urlaub vernagelt gewesen.

Verbraucherschutz erzeugt Krankheitsepidemie

An dieser Stelle kommt schließlich eine Besonderheit für den „englischen Patienten" ins Spiel: der Verbraucherschutz. Seit einer Gesetzesreform im Jahr 2012 ist es für britische Beschwerdeführer sehr einfach, in ihrer Heimat relativ hohe Entschädigungszahlungen für entgangene Leistungen im Urlaub geltend zu machen. So lassen sich schnell mehrere Tausend Pfund einstreichen. In der Folge wunderten sich Reiseveranstalter wie Thomas Cook über „eine Krankheitsepidemie, die durch den Mittelmeerraum schwappt", wie es deren Manager Peter Fankhauser gegenüber der Welt am Sonntag ausdrückt.

Was zunächst wie eine Posse für findige Urlauber klingt, entwickelte sich rasend schnell zu einer dreisten Betrugsmasche. Am Ende ging es so weit, dass Strohleute britischer Anwaltskanzleien britische Urlauber auf Mallorca zu dem Betrug aufforderten und ihnen gleich auch noch eine Visitenkarte zusteckten, um später die Forderungen für sie einzutreiben. So kamen im Einzelfall angeblich locker 6000 Britische Pfund zusammen, die zwischen Anwalt und Urlauber geteilt wurden. Die Leidtragenden des Betrugs sind hauptsächlich Hotels, die All-inclusive oder Halbpension anbieten.

Am Ende sind alle Urlauber die Dummen

Währenddessen hat sich auf Mallorca Widerstand gegen die Betrugsmasche formiert. Hoteliers lassen Privatdetektive ermitteln. Apotheken geben beim Verkauf von Magen-Darm-Mitteln den Kassenbeleg nur noch auf ausdrückliche Nachfrage heraus. Die spanische Polizei nahm Verdächtige fest, die vor Ort Touristen angeworben haben sollen. Darüber hinaus geht mit Thomas Cook nun auch der erste große Reiseanbieter gerichtlich gegen den Versicherungsbetrug vor. Davon beeindruckt ließ eine englische Anwaltskanzlei jüngst schon eine Sammelklage von 3500 Urlaubern fallen.

Werden heute britische Urlauber auf Mallorca auf die Masche angesprochen, suchen sie schnell hektisch das Weite. Derweil überlegt London, das umstrittene Gesetz noch einmal zu überarbeiten. Den finanziellen Schaden werden am Ende nicht nur die Hoteliers tragen. Reiseexperten sind sich sicher, dass für den exklusiven britischen Verbraucherschutz in Zukunft Mallorca-Urlauber aus allen Ländern mit erhöhten Hotelpreisen aufkommen müssen.