Skandalurteil aus Portugal: Ehebruch legitimiert Gewalt

Ein Gericht spricht einer Frau bei ihrer Entführung als "Ehebrecherin" eine Mitschuld zu. Es nicht das erste Mal, dass Portugals Justiz Rückständigkeit in Sachen Gleichberechtigung zeigt.

Die Unterdrückung von Frauen wird heutzutage hauptsächlich muslimischen Gesellschaften angelastet. Ein Richterspruch aus dem katholischen Portugal zeigt jedoch, dass auch der Westen in Sachen Gleichberechtigung noch einen weiten Weg zurücklegen muss. Was war geschehen? Ein Berufungsgericht setzte die Strafe für zwei gehörnter Männer, die ihre Ex-Frau und Ex-Geliebte entführt und brutal verletzt haben, zur Bewehrung aus. Denn: sie trage als „Ehebrecherin" eine Mitschuld an den Taten ihres Ex-Mannes und Ex-Liebhabers. Wörtlich schreibt das Gericht: „Der Ehebruch durch eine Frau ist ein sehr schwerwiegender Angriff auf die Ehre und Würde eines Mannes."

Das Urteil passt in ein Muster der portugiesischen Justiz. Erst im Juli hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Spruch eines portugiesischen Berufungsgerichts wegen Diskriminierung kassiert. In diesem Fall war einer 50-Jährigen die Zahlung einer Entschädigung nach einem misslungenen gynäkologischen Eingriff gemindert worden. Dass die verpfuschte OP für die Klägerin zu massiven Beeinträchtigungen beim Geschlechtsverkehr führte, wollten die portugiesischen Berufungsrichter mit Verweis auf das Alter der Klägerin nicht gelten lassen. An dieser Stelle legten die Straßburger Richter den Finger in die Wunde: Schließlich hatten die Kollegen aus Portugal in vergleichbaren Fällen bei Männern unabhängig von deren Alter entsprechende Entschädigungszahlungen verhängt.