„Me too“: Sexuelle Belästigung im Europaparlament

Aktualisiert

Politikerinnen aus allen Ländern berichten im Rahmen einer Plenardebatte über ihre persönlichen Erfahrungen. Selbst bei den Grünen gab es einen heiklen Fall.

Wo hört ein Flirt auf, wo fängt Belästigung an? Nach den skandalösen Enthüllungen um den einflussreichen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein hat sich jetzt auch das Europaparlament mit dem Thema beschäftigt. Vorausgegangen war ein Bericht in einer englischen Zeitung, in dem Mitarbeiterinnen des Parlaments über zahlreiche Missstände in der Brüsseler Politikwelt berichten. Neben verbaler Belästigung und dreister Grapscherei soll in einem Fall sogar ein Abgeordneter vor seiner Assistentin masturbiert haben.

Wie tief das Problem reicht, zeigen zwei Fälle bei den Grünen: Zum einen berichtete die deutsche Politikerin Terry Reintke, dass sie selbst erst kürzlich Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden sei. Zum anderen wurde ein Fall bekannt, in dem ein Grüner Parlamentarier eine Mitarbeiterin belästigt haben soll. Die Fraktion regelte das Problem nach eigenen Angaben intern mit einer Ermahnung. Mehr Einzelheit sehen Sie in dem Video.

Als großes Problem in Parlamenten, nicht nur im Europaparlament, und der Politik im Allgemeinen gilt die starke Abhängigkeit von Assistenten und Hilfskräften von ihren Vorgesetzten. Die meisten von ihnen arbeiten mit befristeten oder Honorarverträgen und sind so den Abgeordneten stark ausgeliefert. Deshalb fordern jetzt die Frauen im EU-Parlament eine unabhängige Stelle, die bei entsprechenden Vorwürfen tätig wird.