TV-Interview mit Karl Lagerfeld führt zu Eklat in Frankreich

Aktualisiert

Der deutsche Modepapst sorgt mit einem Auftritt in der französischen TV-Show „Salut les Terriens" für Aufregung. Als er auf die Themen Flüchtlinge, Islam – und Angela Merkel zu sprechen kommt.

Lagerfelds Auftritt beim Sender C8 schlug so hohe Wellen, dass sogar der französische Rundfunk-Aufsichtsrat Maßnahmen ankündigte. Man prüfe derzeit eine Rüge – die allerdings nicht Lagerfeld treffen würde, sondern Thierry Ardisson, den Moderator der Sendung. Im Kern dreht sich die Aufregung um einen Satz des in Hamburg geborenen Modeschöpfers mit Wohnsitz Paris.

Merkel als „Pastorentochter"

Was war passiert? In Verlauf des Interviews kamen Lagerfeld und Moderator Ardisson auf Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik zu sprechen. Dabei attackierte Lagerfeld die Bundeskanzlerin für Ihre Entscheidung, Deutschlands Grenzen für Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsgebiet in Syrien zu öffnen: In ihr sei „plötzlich die Pastorentochter hervorgekommen".

An dieser Stelle hakte der Moderator nach und fragte, ob das vielleicht etwas mit Deutschlands Rolle als Bösewicht während der Griechenland-Krise zu tun habe. Und ob Merkel – vor dem Hintergrund der Schuld des Zweiten Weltkriegs – mit ihrer liberalen Flüchtlingspolitik vielleicht das Image des Landes aufbessern wollte. Lagerfeld bejahte die Frage und legte nach, dass er jetzt etwas „ganz Schreckliches" sagen werde.

Schrecklicher Satz und Applaus von der falschen Seite

Und dann fiel der umstrittene Satz: „Man kann nicht, auch wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, Millionen von Juden töten und dann später Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen." Wie die Deutsche Welle berichtet, liefen anschließend die Telefone bei der französischen Rundfunkaufsicht heiß. In Frankreich leben knapp eine halbe Million Juden und etwa vier bis fünf Millionen Muslime.

In vielen Medien und den sozialen Netzwerken wird Lagerfeld für seine Äußerung stark kritisiert. Nur von Rechts gibt es Applaus. Eine Reaktion, die dem 84-Jährigen nicht passen dürfte. Denn während des umstrittenen Interviews nahm er auch Stellung zum Einzug der AfD in den Bundestag: „Ich hatte gehofft, dass die Ankunft von Nazis im Deutschen Bundestag nie wieder in meinem Leben passieren würde. Ich schäme mich für Deutschland."