Israel tötet gezielt Dschihadistenführer in Gaza

Baha Abu al-Ata stand schon lange auf der Abschussliste der Israelis. Der Kommandeur des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) soll in unmittelbarer Zukunft einen Großangriff auf Israel "mit Fußsoldaten, Scharfschützen, Minen, Granaten und Raketen" geplant haben. Deshalb, so die offizielle Begründung, erfolgte jetzt der Zugriff, als Abu al-Ata, der sich sonst gerne mit vielen menschlichen Schutzschildern umgab, lediglich mit seiner Frau im heimischen Schlafzimmer weilte.



Eigentlich hatte Israel von der Strategie Abschied genommen, gezielt Jagd auf das Führungspersonal von islamistischen Terrororganisationen zu machen - zu massiv waren die Gegenschläge regelmäßig ausgefallen. Und auch jetzt ließ die Antwort nicht lange auf sich warten. Unter dem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen befindet sich halb Israel im Ausnahmezustand, öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen, Fensterscheiben erzittern unter Detonationen.

Auf beiden Seiten der Konfliktlinie wächst die Angst vor einem erneuten Krieg. Doch warum erfolgte der Angriff auf Abu al-Ata ausgerechnet jetzt? War er wirklich eine "tickende Zeitbombe", wie ein Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte versicherte, oder macht Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Innenpolitik mit militärischen Mitteln?

Gibt es womöglich innenpolitische Motive?

Fakt ist, dass Israel derzeit nicht dazu in der Lage ist, eine handlungsfähige Regierung zusammenzustellen. Nachdem Netanjahu zweimal mit der Bildung einer Regierungs-Koalition gescheitert war, hat mittlerweile Oppositionsführer Benny Gantz das Mandat, sich einen Partner zu suchen. Dieser soll die Bildung einer Minderheitsregierung mit Unterstützung arabischer Parteien erwägen. Gegen diese Gedankenspiele läuft Netanjahu Sturm und spricht von einer "Gefahr für Israel" und einer "Ohrfeige für unsere Soldaten".

Wie wird sich Hamas verhalten?

Gantz' Pläne könnten sich allerdings schnell zerschlagen, wenn Israelis und Araber sich wieder mit der Waffe in der Hand gegenüberstehen. Nach der üblichen Logik von Schlag und Gegenschlag stehen der Region unruhige Tage mit Raketenbeschuss des PIJ und israelischen Vergeltungsschlägen bevor. Abzuwarten bleibt, ob sich die Hamas in die militärische Auseinandersetzung einschaltet. Dann wäre der Konflikt kaum noch zu kontrollieren.