Ausgangsverbot für Katzen in der EU?

Zwei niederländische Juristen machen sich aktuell für ein EU-weites Ausgangsverbot für Hauskatzen stark. Welche Gründe stecken hinter ihrer extremen Agenda?


Freilaufende Katzen sind in Deutschland und vielen anderen Ländern weit verbreitet. Arie Trouwborst und Han Somsen, beide Umweltrechtler der Universität Tilburg in den Niederlanden sehen darin jedoch ein massives Problem.

Hauskatzen vernichten ganze Tierarten

Ihren Schätzungen zufolge töten die rund 2,5 Millionen Katzen der Niederlande jährlich etwa 140 Millionen Tiere. Etwa die Hälfte dieser Katzen hätten dabei eigentlich einen Eigentümer und müssten nicht jagen, um zu überleben. Die beiden Umweltrechtler ziehen außerdem eine Bilanz, die es in sich hat: Bisher seien mindestens 21 Säugetier- und 40 Vogelarten den Hauskatzen zum Opfer gefallen.

Machen sich Katzenbesitzer bereits jetzt strafbar?

Besonders für gefährdete Vogelarten stellen die sonst relativ zahmen Stubentiger also offenbar eine ernsthafte Gefahr dar. Und das, so argumentieren die Juristen, sei bereits jetzt illegal. Denn die aktuellen Richtlinien für Vogelschutz der EU verpflichtet jedes Mitglied der europäischen Union dazu, die Lebensräume von Vogelarten zu beschützen und Gefahren für den Artenbestand einzudämmen. Ob die betroffenen Länder oder sogar die Katzenbesitzer selbst bald rechtliche Konsequenzen zu fürchten haben, bleibt jedoch fraglich.

Gegenwind von Tierschützern

Denn der Vorstoß von Trouwborst und Somsen bringt ihnen auch in den eigenen Reihen teils vehemente Kritik ein. Andere Tierexperten wie etwa der NABU sprechen sich deutlich gegen eine allgemeine Ausgangssperre für Hauskatzen aus. Stattdessen schlagen sie eine Melde- und Kastrationspflicht für Hauskatzen vor. Damit gemeint sind neben den von Menschen versorgten Hauskatzen auch ihre wilden, streunenden Artgenossen. Diese Maßnahmen könnten heimische Vögel ebenfalls effektiv schützen, da kastrierte Katzen sich nicht mehr fortpflanzen können und über einen schwächeren Jagdtrieb verfügen.

Katzen sind nicht die einzigen Vogel-Killer

Hinzu kommt, dass Katzen nicht die einzige lebensbedrohliche Gefahr für Vögel sind. Durch Glasscheiben beispielsweise sterben deutschlandweit in einem Jahr laut Daten des NABU mindestens 100 Millionen Vögel. Um dieser Art von Vogelsterben vorzubeugen, braucht es lediglich bestimmte Musterungen oder Markierungen auf dem Glas, die von Vögeln wahrgenommen werden können.