AstraZeneca: Jetzt zieht auch Deutschland die Notbremse

Wegen möglicher Nebenwirkungen setzt Deutschland die Corona-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca vorübergehend aus.

Nachdem Dänemark, Norwegen, Island, Bulgarien und Irland Impfungen mit dem Wirkstoff aus dem Hause AstraZeneca stoppten, zogen immer mehr Länder - nun auch Deutschland - nach. Das teilte am Montag das Bundesgesundheitsministerium mit. Zu viele gemeldete Nebenwirkungen verweisen auf einen Zusammenhang mit dem AstraZeneca-Vakzin.

Erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte am Montag, dass das Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen vornimmt und vorübergehend einen Impfstopp empfiehlt. So sollen sich "Personen, die den Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca bereits erhalten haben, und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen sollten, unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben". So seien Meldungen eingegangen, in denen Geimpfte unter Thrombosen der Hirnvenen und Blutgerinnsel leiden würden. Anzeichen hierfür können starke Kopfschmerzen und punktförmige Hautblutungen sein.

In Deutschland gebe es bisher erst sieben solcher Fälle, doch will die Bundesregierung auf Nummer sicher gehen und den Impfstoff erst wieder freigeben, wenn die nötigen Untersuchungen abgeschlossen sind. Gleichzeitig verwies Spahn darauf, dass es sich um "ein sehr geringes Risiko, aber, falls es tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung stehen sollte, um ein überdurchschnittliches Risiko" handle. "Für die aller-aller-allermeisten" bestehe kein Risiko.

Harsche Kritik von Lauterbach

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält die Entscheidung für einen großen Fehler. In einem Interview mit der BILD erklärte er: "Die Komplikationsrate bei dem Impfstoff liegt in einer Größenordnung von weniger als eins zu 100.000." Diese Komplikationsrate läge auch dem Impfstoff von BioNTech und bei Ungeimpften zugrunde. Mit Blick auf die angebrochene dritte Welle könnte der Verzicht auf den AstraZeneca-Impfstoff dem Land eher schaden. Denn, so argumentiert Lauterbach, gebe es aktuell schlichtweg zu wenig alternative Impfstoffe.

Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, muss die Europäische Arzneimittelbehörde entscheiden, ob das Vakzin wieder verabreicht oder gänzlich aus dem Verkehr gezogen wird.

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