Außergewöhnliches Hotel in der Schweiz: Die "Null-Sterne-Suite"

Den Aufenthalt in einem Hotel stellen sich die meisten Menschen wohl angenehm vor. Gerade in Sterne-Hotels erwartet man besonderen Komfort. In der Schweiz sorgen spezielle "Null-Sterne-Suiten" für ganz andere Erfahrungen.

Lecker Frühstück auf dem Zimmer, in einem Sterne-Hotel eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder? (Bild: Getty Images)
Lecker Frühstück auf dem Zimmer, in einem Sterne-Hotel eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder? (Bild: Getty Images) (Jovanmandic via Getty Images)

Wenn man verreist muss man sich in ein Hotel einquartieren, wenn man nicht zur Camping-Fraktion gehört. Im besten Fall bietet eine solche Unterkunft gutes Essen, saubere und komfortable Zimmer und weitere Annehmlichkeiten, damit sich der Gast so richtig erholen kann.

Doch nicht immer hat man Glück mit dem gebuchten Hotel und erlebt eine Enttäuschung nach der anderen. Das Essen ist miserabel, durch die zu dünnen Wände hört man jedes Geräusch der Zimmernachbarn oder aber der Blick aus dem Fenster bietet nicht etwa die Sicht auf einen Strand, sondern eine riesige Baustelle. Von Ruhe und Urlaubs-Glück kann dann wohl nicht die Rede sein.

Die "Null-Sterne-Suite": Das wollen die Künstler erreichen

In der Schweiz gehen zwei Brüder jetzt noch weiter. Frank und Patrik Riklin, beide Konzeptkünstler, haben nämlich eine "Null-Sterne-Suite" erdacht. Vom 1. Juli bis zum 18. September kann man sich für etwa 332 Euro pro Nacht in dieser einmieten – sie befindet sich an einer Tankstelle in dem Dorf Saillon im Südschweizer Kanton Wallis.

Nicht nur der Ort ist ungewöhnlich, auch das Konzept irritiert zunächst. Denn die Suite besteht lediglich aus einem Podest, auf dem ein Doppelbett mit Nachttischen und Lampen steht. Keine Wände schützen vor der Außenwelt – der Gast liegt einfach neben einer Tankstelle im Freien.

Die Brüder Frank und Patrik Riklin in ihrer besonderen Suite (Bild: REUTERS)
Die Brüder Frank und Patrik Riklin in ihrer besonderen Suite (Bild: REUTERS) (Denis Balibouse / reuters)

Begleitet wird das Erlebnis also vom Lärm der Straße und dem Gestank, der von Straße und Tankstelle ausgeht. Geruhsamer Schlaf dürfte da kaum möglich sein. Und das soll er auch gar nicht.

Frank Riklin sagte dazu laut "derstandard.at": "Der Schlaf ist nicht das Wichtigste. Wichtig ist das Nachdenken über die aktuelle Weltlage. Hier zu übernachten ist ein Statement für die dringende Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen", so der Künstler. Und Patrik Riklin ergänzt: "Jetzt ist nicht die Zeit zu schlafen, wir müssen reagieren."

Zwar bauen die Künstler solche Suiten seit einigen Jahren auch an schönen, idyllischen Orten auf, wie etwa in einem Weinberg. Auch hier kein Baden in Luxus, aber dafür ein unverfälschtes Naturerlebnis.

Der "anti-idyllische" Ort soll auf die aktuelle Weltlage aufmerksam machen

Die Wahl der Tankstelle als Standort für ihre nächste Suite fügt dem Projekt der Riklin-Brüder einen besonderen Twist hinzu.

Die Gäste der Suite sollen während ihres Aufenthalts an diesem "anti-idyllischen Ort" nicht nur dazu bewegt werden, über den Krieg und den Klimawandel nachzudenken, sondern sich auch bewusst werden, dass es bald mehrere solcher "anti-idyllischen Orte geben wird: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte es mehr anti-idyllische als idyllische Orte geben", so Patrik Riklin.

Die Suite gibt es auch an schöneren Orten als einer Tankstelle (Bild: REUTERS)
Die Suite gibt es auch an schöneren Orten als einer Tankstelle (Bild: REUTERS) (Denis Balibouse / reuters)

Hungern muss man in der "Null-Sterne-Suite" aber immerhin nicht – selbst bei der Tankstellen-Version ist ein Butler-Service mit Getränken und Frühstück im Preis inbegriffen.

Das Konzept der Null-Stern-Suiten scheint aufzugehen. Auf der Homepage "nullsternhotel.ch" sind nur noch wenige Termine für Reservierungen frei – zumindest für die Suiten an "idyllischen" Orten.

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