Chefredakteur der BILD ist seinen Job los

Julian Reichelt ist bei Axel Springer raus: Der ehemalige Chefredakteur der BILD muss seinen Posten verlassen. Der Verlag begründet diese Entscheidung damit, "dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat".

Reichelt wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Der Verlag Axel Springer sei nach Presserecherchen an neue Erkenntnisse über Reichelts Verhalten gelangt. Nach einer offiziellen Erklärung des Medienhauses wurde bewiesen, dass der ehemalige BILD-Chefredakteur eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin hatte. In diesem Zusammenhang gebe es Hinweise auf einen Machtmissbrauch.

Was Axel Springer im Frühjahr untersuchte

Der SPIEGEL schrieb Anfang März darüber, dass um die sechs Mitarbeiterinnen des Medienhauses von Machtmissbrauchs-Vorfällen mit Reichelt berichteten. Axel Springer startete eine Compliance-Untersuchung, welche die Umstände prüfen sollte. Das Ergebnis: Julian Reichelt kehrte nach kurzer Pause Ende März zu seinem Chefposten zurück. Der Vorstand des Medienkonzerns hielt es damals für nicht gerechtfertigt, Reichelt von seinen Aufgaben zu entbinden – trotz festgestellter Fehler in Personal- sowie Amtsführung.

Weitere Recherchen führten zum Durchbruch

Aufgrund des mutmaßlichen "Sex, Drugs und Boulevard-Presse"-Lifestyles des BILD-Chefredakteurs recherchierte das Investigativ-Team des Ippen-Verlags weiter. Doch kurz vor der Veröffentlichung des Enthüllungsberichts, machte der Ippen-Verlag einen Rückzieher. Man möchte nicht, "dass […] der Eindruck entsteht, wir wollten einem Wettbewerber wirtschaftlich schaden", so ein Verlagssprecher. Die Chance auf die Veröffentlichung der Hintergründe blieb nicht ungenutzt. Eine der einflussreichsten Zeitungen der Welt - die New York Times - brachte die Geschichte. Die Zeitung berichtet von einer Informantin, die brisante Details über das Boulevard-Blatt offenbart. "So läuft das immer bei Bild", zitiert die NYT. "Wer mit dem Chef schläft, bekommt einen besseren Job." Dieser Medienbericht sorgte für den Fall von Reichelt.

Nachfolger ist Johannes Boie

"Mit Johannes Boie haben wir einen erstklassigen Nachfolger. Er hat unter Beweis gestellt, dass er journalistische Exzellenz mit modernem Führungsverhalten verbindet", äußerte sich der Vorstandsvorsitzende Matthias Döpfner zu Reichelts Nachfolger. Boie ist 37 Jahre alt und war zuvor der Chefredakteur der WELT AM SONNTAG.

Einen Überblick erhalten Sie auch im Video.