Covid-19: Deutsche verlieren 300.000 Jahre Lebenszeit

Einer neuen Studie des Robert-Koch-Institus (RKI) zufolge haben die Menschen in Deutschland durch Corona rund 300.000 Jahre Lebenszeit verloren. Der Wert ist beeindruckend, wird allerdings noch von einer anderen Todesursache überschattet.

Portrait of a teenage girl wearing anti virus mask learning against a window.
Shot with Nikon D850
Portrait of a teenage girl wearing anti virus mask learning against a window. Shot with Nikon D850 (Imgorthand via Getty Images)

Jeden Tag meldet das Robert-Koch-Institut neue Zahlen über die aktuellen Neuinfektionen und Todesfälle, die durch das SARS-CoV-2-Virus verursacht werden. Doch die Zahlen erscheinen häufig so abstrakt, dass es schwer fällt sich vorzustellen, in welchem Maße das Virus und die Pandemie die Menschen und das Leben in Deutschland tatsächlich beeinflussen. Auch die Entwicklungen und Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung sind schwer zu messen. Doch jetzt gibt es eine neue Zahl, die die abstrahierten Werte vielleicht etwas besser veranschaulichen kann. Laut einer neuen Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Umweltbundesamts, haben die Deutschen bisher rund 300.000 Jahre Lebenszeit durch Covid-19 verloren.

So werden die verlorenen Lebensjahre berechnet

Die Forschungsergebnisse wurden erst kürzlich im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht und beziehen sich auf das Jahr 2020. Bei der Studie der Forschergruppe wurde berechnet, wie lange ein Mensch noch gelebt hätte, wäre er nicht an Corona verstorben. Als Vergleich dazu dient die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen in diesem Land. Je jünger ein Patient also bei seinem Tod durch Covid-19 war, desto mehr Lebenszeit hat er verloren. Die Studie bezieht dabei also nicht nur die Anzahl der Corona-Toten mit ein, wie sie bislang täglich veröffentlicht wurde, sondern auch das Alter der Verstorbenen. Außerdem wurden bei der Berechnung nur diejenigen mit einbezogen, bei denen Corona eindeutig Todesursache festgestellt werden konnte. Das war in Deutschland bei rund 31.000 gemeldeten Toten der Fall.

Männer haben mehr Lebenszeit verloren

Deutlich wird, dass vor allem der männliche Teil der Verstorbenen mehr Lebenszeit verlor, als der weibliche. Frauen hätten durchschnittlich rund 8,1 Jahre verloren, Männer dagegen ungefähr 11 Jahre. Im Gesamtdurchschnitt hätte jede Person rund 9,6 Jahre weniger Lebenszeit gehabt. 60% aller verlorenen Jahre fielen auf Männer, 40% auf Frauen. Dafür gibt es offenbar auch zwei Gründe: Erstens waren unter den gezählten verstorbenen Corona-Patienten deutlich mehr Männer und zweitens führt die Virus-Erkrankung bei männlichen Personen häufiger zum Tod mit unter 60 Jahren oder noch jünger.

Diese Todesursachen sorgten für noch mehr Verlust von Lebenszeit

Ein großer Vorteil der Studie ist, dass sich Corona nun mit anderen häufigen Todesursache vergleichen lässt, die mit derselben Methode berechnet werden. Bei den Atemwegserkrankungen liegt das Virus ziemlich weit vorne, wird allerdings von anderen klassischen Todesursachen deutlich überschattet. Darmkrebs, Lungenkrebs, Schlaganfälle und Herzkrankheiten liegen bei der Einbuße an Lebenszeit noch weit vor Corona. Allerdings werden die Werte immer über das ganze Jahr ermittelt, an einigen Tagen im Dezember 2020 sollen die verlorenen Lebensjahre pro Tag weit über den Werten für andere klassischen Todesursachen gelegen haben.

So lassen sich die Zahlen einordnen

Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei den ermittelten Zahlen nur um Schätzungen handeln kann, die mithilfe von Statistiken erforscht wurden. Ob die Corona-Toten vor ihrem Ableben beispielsweise Vorerkrankungen hatten oder einer Risikogruppe angehörten, lag dem Forscherteam nicht vor. Trotzdem lässt sich Corona so nun deutlich besser mit anderen Todesursachen vergleichen und in das Gesundheitsgeschehen in Deutschland einordnen.