Skandal um rassistische Beleidigungen nach EM-Finale

Rassistische Beleidigungen und Gewalt überschatteten in der Nacht auf Montag das Ende der Fußball-EM. Der Frust der englischen Fans nach dem verlorenen Elfmeterschießen traf vor allem die jungen Spieler der Three Lions.

(Photo by Matteo Ciambelli/DeFodi Images via Getty Images)
Enttäuschte Mienen bei den britischen Nationalspielern nach ihrer Niederlage (Photo by Matteo Ciambelli/DeFodi Images via Getty Images) (DeFodi Images via Getty Images)

Nach dem Finale der Europameisterschaft am Sonntagabend war die Enttäuschung und die Wut der englischen Fans über die Niederlage ihrer Mannschaft groß: Auf den Straßen Londons kam es zu zahlreichen Schlägereien, 45 Menschen wurden festgenommen. Es kursieren mehrere Videos von vermutlich rassistisch motivierten Übergriffen in den sozialen Netzwerken.

Fans beleidigten die eigenen Spieler

Auslöser waren die drei verschossenen Elfmeter der schwarzen englischen Spieler Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka, welche den Triumph Italiens über England besiegelten. Die Social-Media-Kanäle der Spieler füllten sich daraufhin schnell mit Beleidigungen von Seiten der eigenen Fans. Twitter versuchte, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und ersetzte einen rassistischen Hashtag durch #saynotoracism. Die pöbelnden Briten zeigten sich davon jedoch wenig beeindruckt: Viele User posteten ihre rassistischen Äußerungen einfach mit diesem Hashtag.

Einen Spieler traf es dabei besonders hart: Die schockierenden Beleidigungen gegen den 19-Jährigen Bukayo Saka veranlassten Twitter dazu, mehrere Accounts zu sperren. Der englische Fußballverband FA verurteilte das Verhalten der Fans und kündigte Ermittlungen und Sanktionen die Beteiligten an. Die Metropolitan Police in London ermittelt ebenfalls wegen Beleidigung. Auch Premierminister Boris Johnson und Prinz William reagierten auf Twitter. Sie nannten die Vorkommnisse “ekelhaft” und “vollkommen inakzeptabel”.

Die englischen Fans waren schon während der Spiele gegen Deutschland und Dänemark negativ aufgefallen, wobei sie ihre Angriffe bisher nur auf das gegnerische Team beschränkt hatten. Einige Twitter-User überraschte die rassistischen Reaktionen dementsprechend nicht. So schrieb Autorin und Rassismus-Expertin Dr. Shola Mos-Shogbamimu, England zeige damit sein “wahres Gesicht”.

Die Spieler erhalten auch Unterstützung

Positivere Reaktionen gab es allerdings auch: Die Fans des FC-Arsenal, bei dem Bukayo Saka unter Vertrag ist, überschwemmten dessen Profile mit positiven Botschaften. Beispielsweiße schrieben sie, sie seien “stolz auf ihren Starboy”. Marcus Rashford und Jadon Sancho erhielten unterdessen viel Lob für ihr soziales Engagement. Der 23-jährige Rashford hatte unter anderem ein Essensprogramm für benachteiligte Kinder ins Leben gerufen, die während der Corona-Lockdowns nicht in der Schule essen konnten.