FOGO statt FOMO: Viele Erwachsene wollen nicht mehr ausgehen

Die Social-Media-Ära brachte das psychologische Phänomen FOMO mit sich, also "Fear of missing out" - oder auf deutsch die Angst, etwas zu verpassen. Doch die Corona-Pandemie bringt eine neue Sorge mit sich: Die, überhaupt aus dem Haus zu gehen.

Früher wollte man überall gleichzeitig sein, jetzt traut man sich kaum raus? Das liegt an FOGO (Symbolbild: Getty Images)
Früher wollte man überall gleichzeitig sein, jetzt traut man sich kaum raus? Das liegt an FOGO (Symbolbild: Getty Images) (courtneyk via Getty Images)

FOGO nennt sich dieses Phänomen, was ein Akronym für "Fear of going out" ist, was auf deutsch so viel heißt wie "Angst, auszugehen". Laut einer Umfrage durch die europäische Mobilitäts-App Free Now mit 2000 Befragten leiden aktuell 72 Prozent aller Erwachsenen an FOGO, wie Yahoo Lifestyle berichtet.

Der Unterschied zwischen FOMO und FOGO

Früher hatte FOMO noch dafür für den Drang gesorgt, überall sein zu wollen und dadurch nichts richtig auskosten zu können. Egal, was man erlebte oder wie sehr man es gerade genoss, hatte man stets das Gefühl, woanders mehr Spaß haben zu können - meist ausgelöst durch Messenger-Dienste und Social-Media-Posts, die mit anderen sozialen Terminen lockten.

FOGO stellt gewissermaßen das Gegenteil da. Anstatt auf allen sozialen Events gleichzeitig sein zu wollen, will man keines davon besuchen - und am liebsten gar nicht erst aus dem Haus gehen. Ursache hierfür sind ausgerechnet gelockerte Corona-Regeln, die zwar soziale Kontakte und Ereignisse wieder möglich machen, während die Ansteckung mit dem Coronavirus vielen noch Sorge bereiten.

Viele Leute wollen Menschenmengen meiden

Wie die Umfrage zeigte, lassen sich 67 Prozent der Erwachsenen durch diese Sorgen davon abhalten, soziale Kontakte zu pflegen. Etwa genau so viele Menschen, nämlich 68 Prozent, gaben an, dass es sie seit der Pandemie mehr Überwindung kostet, auszugehen, da nun viele Sicherheitsmaßnahmen aufgehoben wurden.

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Einfluss hat die sogenannte FOGO auch auf die Fortbewegung: 60 Prozent wollen öffentliche Verkehrsmittel meiden, und fast ein Fünftel der Menschen (18 Prozent) nehmen nun lieber ein Taxi. 44 Prozent gaben an, das Haus zwar zu verlassen, aber sich darauf bewusst mental vorbereiten zu müssen, um ihre Sorgen in den Griff zu bekommen.

Psychologen wundert dieses Phänomen nicht. "Das Leben war in den vergangenen zwei Jahren eine Herausforderung, und nun, da die Einschränkungen aufgehoben werden und sich die Welt öffnet, bereiten wir uns darauf vor, wieder rauszugehen", sagt Dr, Meg Arroll Yahoo Lifestyle. "Aber nach einer so langen Zeit der Unsicherheit und Angst überrascht es kaum, dass ein gewisses Unbehagen bleibt."

Was gegen FOGO hilft

Für Menschen, die derartige Gefühle und Gedanken bei sich selbst beobachten, empfiehlt Arroll drei Schritte, die sich leicht unterwegs durchführen lassen, um sich die Nervosität zu nehmen:

  • Den Atem regulieren: Um sich zu erden, beide Füße fest auf den Boden stellen und gerade zurücklehnen. Eine Hand locker auf die Brust legen und eine auf den Bauch und für jeweils drei Sekunden tief und bewusst ein- und wieder ausatmen.

  • Die Frei-Fünf-Methode: Mit drei Sinnen - sehen, hören und fühlen - fünf Elemente in seiner Umgebung wahrnehmen. So beispielsweise fünf Dinge visuell indentifizieren, danach fünf Geräusche und fünf Gewebe berühren und bewusst wahrnehmen.

  • Selbstprojektion: Nun stellt man sich selbst am Zielort vor und spielt durch, wie man mit anderen Menschen interagiert, um sich kognitiv darauf vorbereiten. Wenn dabei wieder Angst aufkommt, darf man sie anerkennen, ihr aber nicht zu viel Raum geben, sondern sich stattdessen wieder auf die bildliche Vorstellung konzentrieren.

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