Hängt die Krebsheilung vom Wohnort ab?

Eine aktuelle Studie des Krebsforschungszentrums und des Hamburgischen Krebsregisters hat untersucht, inwieweit die Überlebenschance nach einer Krebsdiagnose vom Wohnviertel abhängig ist. Die Studie kam zu eindeutigen Erkenntnissen und verzeichnete große Unterschiede.

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Je nach Gesundheitsversorgung und Umweltbelastung ist die Überlebenschance bei Krebs von Land zu Land unterschiedlich. Aber selbst innerhalb einer Stadt kann es zu gewaltigen Unterschieden bezüglich der Heilungschancen kommen. Das hat nun eine Studie am Beispiel Hamburg gezeigt.

Traurige Statistik

Ob man nach einer Krebsdiagnose die nächsten fünf Jahre überleben wird, kann sich von Viertel zu Viertel um bis zu 15 Prozent unterscheiden. So ergab die Studie, dass die Überlebenschancen niedriger sind, je ärmer das Wohnviertel ist. Dass die Krebsheilung von sozioöknomischen Faktoren abhängt, wurde bereits in länderweiten Erhebungen dokumentiert. Doch dass diese Ungleichheiten auch innerhalb einer Stadt eine Rolle spielen, war lange unbekannt.

Schlussfolgerungen

Laut Lina Jansen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) "spielen Unterschiede bei der Erreichbarkeit medizinischer Versorgung innerhalb einer Stadt eine geringere Rolle als in Regionen, die sowohl städtische als auch ländliche Gebiete einschließen". Das bedeutet, dass zwar alle Hamburger die Chance auf gute medizinische Therapien hätten. Doch in der Realität erhalten eher Menschen aus wohlhabenden Gegenden eine angemessene medizinische Versorgung.

Wie die Studie ablief

Die Studie basiert auf 73.106 Patientendaten von Menschen, die zwischen den Jahren 2004 und 2018 an Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs erkrankten. Je nach Altersgruppe wurde eine 5-Jahres-Überlebensrate ermittelt. Insgesamt wurde Hamburg dabei in 103 Stadtteile aufgeteilt, wobei der Hamburger Sozialindex eine wichtige Rolle spielte. Der Sozialindex beinhaltet das Haushaltseinkommen, die Wohnungsgröße, die Zahl der Sozialwohnungen, die Arbeitslosenquote und die Anzahl der Sozialhilfeempfänger.

Das Ergebnis der Studie: Je höher der Status des Stadtteils, desto eher überlebten die Patienten die nächsten fünf Jahre nach ihrer Krebsdiagnose. Bei den einzelnen Krebsarten unterschieden sich die stadtteilbezogenen Überlebenschancen um 14,7 Prozent bei Prostata-, 10,8 Prozent bei Darm-, 8 Prozent bei Brust- und 2,5 Prozent bei Lungenkrebs.

Die Gründe für die Unterschiede

Ein Grund für die unterschiedlichen Überlebenschancen kann die Nichtwahrnehmung von Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen sein. So werden Krebserkrankungen erst in späteren, schwerer heilbaren Stadien festgestellt. Aber auch unterschiedliche Lebensstile können den Schweregrad der Krebserkrankung beeinflussen.