Kein Wasser trinken nach dem Eisessen: Was ist dran am Ernährungsmythos?

Sollte man nach dem Genuss von Eis am Stiel oder in der Waffel mit dem Trinken warten? Wir haben uns auf die Suche nach dem Wahrheitsgehalt der Alltagssorge gemacht.

Zwei erwachsene Frauen - eine älter, eine jünger - halten zwei Waffeln mit Speiseeis in die Kamera.
Der Mythos "Nicht trinken nach dem Eisgenuss" ist noch immer weit verbreitet. Sollten diese gut gelaunten Frauen nach ihrem Eis mit dem Griff zur Wasserflasche lieber warten? (Symbolbild: Getty Images) (wundervisuals via Getty Images)

Wie überall gibt es auch in Sachen Ernährung Überzeugungen, die wir seit unserer Kindheit mit uns tragen und wenig hinterfragen. Den Rat von Mama oder Oma zum Beispiel, nach dem Eis nicht gleich zum nächsten Getränk zu greifen – weil das Bauchweh oder, noch schlimmer, Durchfall verursachen könne. Doch ist wirklich was dran an dieser Küchen- oder Ernährungsweisheit, gilt sie (noch) oder können wir sie im Zeitalter stark verarbeiteter Lebensmittel und ständig optimierter Kühlketten getrost auf Eis legen?

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Zunächst mal: Die wenigsten Weisheiten entbehren gänzlich jeglicher Logik – besonders, wenn man sie im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte bewertet. Dieser Kontext ist auch bei dem Rat, nach dem Eisverzehr nichts zu trinken, wichtig: Denn früher wurde Speiseeis oft aus frischer Sahne oder Milch hergestellt – aus Lebensmitteln also, die bei mangelnder Kühlung schnell schlecht wurden. So enthielt das Eis damals oft schon beim Verzehr Bakterien, die – wenn gleich nach dem Essen ein Getränk nachgeschüttet wurde – direkt in den Darm wanderten. Eine mögliche Folge: Bauchweh oder, genau, Durchfall.

Auch die damals viel schlechtere Qualität des Trinkwassers kann zum Entstehen der Alltagssorge beigetragen haben, wird Allgemeinarzt Dr. med. Michael Feld von Bild.de zitiert – man fürchtete "eine Art 'Überlastung' von Magen und Bauch."

Dank Kühlkette und sauberem Trinkwasser dürfen wir heute Eis essen und trinken – oder?

Dürfen wir nun heute nach dem großen Erdbeerbecher, dem Spaghettieis oder dem gekühlten Venezia-Schiffchen gleich ein Getränk hinterherschütten? Grundsätzlich ja – zumindest bei einem robusten Magen, dem Temperaturunterschiede ebenso wie große Mengen an Laktose wenig ausmachen. Entstehendes Bauchweh rührt Dr. Feld zufolge heute "eher von zu großen Eismengen an sich, als von der Kombi Eis und Wasser. Auch kann zu viel Eis, gerade bei kleinen Kindern, zu einer Unterkühlung führen."

Wer mit einem empfindlichen Magen zu kämpfen hat, auf das süße Eis aber mit Durst reagiert, der sollte weder zum dampfenden Kaffee noch zur Cola auf Eis greifen, sondern lieber zum ungekühlten Wasser oder zum warmen Tee.

Das stillt nicht nur den Durst viel effizienter, sondern ist auch magenfreundlicher: Wer sein Getränk dann auch noch langsam und in kleinen Schlucken trinkt, der tut auch einem empfindlichen Magen nichts Schlechtes.

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