Kritik an Lidl-Werbung mit Günther Jauch: Nachhaltigkeit oder Greenwashing?

Lidl setzt auf Nachhaltigkeit und wirbt mit Günther Jauch für die Umweltfreundlichkeit seiner PET-Flaschen. Doch die Werbekampagne stößt bei Umweltschützern auf Kritik.

Günther Jauch ist das Werbegesicht von Lidls Nachhaltigkeitsaktion. (Bild: Getty Images)
Günther Jauch ist das Werbegesicht von Lidls Nachhaltigkeitsaktion. (Bild: Getty Images) (ullstein bild via Getty Images)

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, und auch Unternehmen setzen vermehrt auf umweltbewusste Werbekampagnen. So auch der Discounter-Riese Lidl, der mit einer neuen Kampagne Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt. Gesicht der Kampagne ist Publikumsliebling Günther Jauch, der den Recycling-Kreislauf von PET-Flaschen erklärt, die bei Lidl erhältlich sind. Doch die Werbung stößt bei Umweltschützern auf Kritik.

Im Video zur Werbeaktion erklärt Showmaster Jauch das Recycling-System. Die Zuschauer können den 66-Jährigen in einer cleanen Produktionshalle beobachten. Mit einem Grinsen im Gesicht begleitet er den dargestellten Recycling-Kreislauf der Flaschen. Immer wieder betont er dabei die Umweltfreundlichkeit der angebotenen Einwegflaschen der Lidl-Eigenmarken Saskia und Freeway.

Die Heidelberger Ifeu-Instituts-Studie als Kampagnengrundlage

Abgesehen von Jauchs Charisma stützt sich die Kampagne laut "Watson" auf eine Studie des Heidelberger Ifeu-Instituts. Sie sollte im Auftrag von Lidl die Ökobilanz der Flaschen untersuchen. Hier werden die scheinbaren Vorteile der bei Lidl erhältlichen 1,5-Liter Flaschen angepriesen. Entscheidender Faktor für die Umweltbilanz sei hier das Volumen. Daraus ergäben sich Vorzüge gegenüber der kleineren 0,7-Liter Mehrweg-Flaschen der Genossenschaft Deutscher Brunnen.

Kritik der Deutschen Umwelthilfe an Lidl-Werbung

Die Deutsche Umwelthilfe ist von den Flaschen jedoch so gar nicht begeistert. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation kritisiert die Werbeaktion und vor allem den Umgang mit der Studie in einem Bericht.

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Lidl verschweige laut der Organisation negative Resultate, wie "Watson" berichtet. Die Ergebnisse zum Vergleich von 0,5-Liter-Flaschen bleiben sowohl im Werbevideo als auch auf der dazugehörigen Website unerwähnt. Dies ist vermutlich kein Zufall, da sie im Vergleich zu den 0,7-Liter Flaschen der Konkurrenz weder Vorteile noch Nachteile aufweisen. Allerdings zeigt der Vergleich mit den 1-Liter-Flaschen der Genossenschaft Deutscher Brunnen, dass die Halbliter-Flaschen von Lidl in mehreren Kategorien schlechter abschneiden.

Kritik an der Darstellung des Recyclingprozesses

Die Deutsche Umwelthilfe äußert auch auf Twitter Kritik an der Darstellung des Recyclingprozesses. Den Zuschauer:innen wird ein "100-Prozent-Lidl-Materialkreislauf" suggeriert, der in Wirklichkeit nicht existiert. Laut Umwelthilfe entsteht beim Recycling stets ein "Materialschwund", bei dem Plastik verloren geht und durch neues Material ersetzt werden muss. Folglich muss auch Lidl frisches Plastik einsetzen.

Gegen Ende des Werbe-Videos bemerkt Günther Jauch: "Der Unterschied liegt wie immer im Detail." In Anbetracht der nicht erwähnten Studienergebnisse bekommt dieser Satz eine ganz andere Bedeutung. Die Deutsche Umwelthilfe zieht jedenfalls das Fazit, dass PET-Flaschen weiterhin "eine insgesamt unökologische Einwegverpackung" darstellen.

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