Gepanschte Lebensmittel: Der tägliche Betrug im Supermarkt

Aktualisiert

Eine Großrazzia bringt an den Tag, wie schamlos mit gefälschten Lebensmitteln in Europa Kasse gemacht wird. Viele Produkte landen auch in deutschen Supermärkten, einige können sogar zur Gefahr für die Gesundheit werden.

Die Ausbeute hatte es in sich: Fast 10.000 Tonnen feste und 26 Millionen Liter flüssige Nahrungsmittel beschlagnahmte die EU-Polizeibehörde Europol bei einer Razzia unter dem Namen „Opson VI". Die groß angelegte Geheimoperation fand zwischen Dezember und März statt, beteiligt waren Ermittler aus 61 Ländern, darunter alle 21 Mitgliedsstaaten der EU.

Die Liste der beschlagnahmten Lebensmittel umfasst gestrecktes Olivenöl aus Italien, gepanschten Wein aus der Toskana, neu etikettierte Sardinendosen aus Portugal und ungekühltes Frischfleisch aus Irland. Ihren Warenwert geben die Ermittler mit etwa 230 Millionen Euro an. Viele der Produkte waren für den Export vorgesehen – Europas Lebensmittelmarkt kennt keine Grenzen.

Haselnusspaste aus Cashewkernen

Auch hierzulande wurden die Ermittler fündig: Wie das ZDF-Magazin Frontal21 berichtet, wurden in Deutschland beispielsweise 545 Tonnen hochwertiger und damit teurer Haselnuss-Produkte überprüft. Das Ergebnis: Die Ermittler fanden gehackte Haselnüsse, die mit billigen Erdnüssen gestreckt wurden, sowie Haselnusspaste, die fast zur Hälfte aus Cashewkernen oder zu einem Viertel aus Mandeln besteht.

Gepanschte Produkte sind nicht nur ein Betrug am Kunden, dem mindere Ware als ein vermeintlich erstklassiges Produkt untergeschoben wird. Gerade für Allergiker können falsch deklarierte Lebensmittel schnell zu einer akuten Gesundheitsgefahr werden, wie Andreas Kliemant, der deutsche Leiter der Operation, gegenüber Frontal21 ausführt.

Organisierte Kriminalität trifft auf lasche Gesetze

Europol ist sich sicher: Hinter dem Betrug stehen organisierte Banden. Die Gewinnmargen entstehen über die enormen Mengen, in denen Lebensmittel über den Tresen gehen. Besonders attraktiv ist das Geschäft für Kriminelle zudem, weil die Kontrollbehörden für Lebensmittel „nicht unbedingt das organisierte Verbrechen im Blick haben, Zoll und Polizei bei organisierter Kriminalität nicht unbedingt an Lebensmittel denken", wie eine Europol-Sprecherin erläutert.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sieht bei den Lebensmittelpanschereien den Gesetzgeber in der Pflicht. Wird ein Verstoß öffentlich, schieben sich oft Handel, Hersteller und Zulieferer den Schwarzen Peter gegenseitig hin und her. Um das abzustellen, fordern die Verbraucherschützer eine eindeutige gesetzliche Haftung für Händler und Hersteller, die zu „detaillierten Eigenkontrollen ihrer Produkte verpflichtet werden" sollten.