Ärzte besorgt über die geringe Zahl von Patienten

Aktualisiert

Deutsche Krankenhäuser zählen weniger Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen. Viele Ärzte vermuten, dass sich Menschen aufgrund ihrer Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus nicht mehr in die Notaufnahmen trauen.


Herzinfarkte, Schlaganfälle, Blinddarmentzündungen, Krebs: Alles Krankheiten, bei denen eine sofortige Behandlung unabdingbar ist. Deshalb ist eine genaue Diagnose schon bei einem Verdacht auf eines dieser Leiden so wichtig. Laut Siegfried Hasenbein, dem Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft in München, sind in den letzten Wochen die Zahlen für genau diese Patientengruppen sehr deutlich gesunken. Und damit ist er nicht allein: Ärzte und Rettungsdienste in ganz Deutschland beobachten dieses Phänomen mit Sorge.

Eindeutige Zahlen

Die wenigsten Kliniken haben bis jetzt allerdings konkrete Angaben über das Ausmaß des Rückgangs der Patientenzahlen gemacht. Wenn doch, fallen diese mehr als deutlich aus: Das Klinikum Nürnberg gab bekannt, dass ab der 11. Kalenderwoche diesen Jahres zwischen 20 und 30 Prozent weniger Menschen zur Abklärung von Brustschmerzen in die kardiologische Notaufnahme kamen, als letztes Jahr. Auch in der neurologischen Notaufnahmen verzeichnete die Klinik im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Patienten um rund 30 Prozent.

Die DAK-Gesundheit erstellte bezüglich der Herzinfarkt-Zahlen in Deutschland eine Sonderanalyse und kam zu dem Schluss, dass im März 2020 25 Prozent weniger Menschen mit einem Herzinfarkt in Krankenhäuser eingeliefert wurden.

Schutzmaßnahmen gegen Corona-Infektionen in Krankenhäusern

Keine der Institutionen geht davon aus, dass es dieses Jahr tatsächlich weniger Erkrankte gibt. Stattdessen vermuten sie, dass die Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus viele Menschen von den Krankenhäusern fern hält. Dabei halten sich die Kliniken nach eigenen Aussagen an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und behandeln Corona-Patienten auf separaten Stationen in isolierten Zimmern. Laut der Asklepios Klinik in Bad Tölz bestehe „kein erhöhtes Ansteckungsrisiko für andere Patienten."

Ärzte appellieren deshalb an jeden, bei ungeklärten Symptomen, die mit schwerwiegenden Krankheiten assoziiert werden, wie sonst auch eine Notaufnahme aufzusuchen: „Wenn man akuten Behandlungsbedarf nicht erkennt, riskiert man möglicherweise lebensbedrohliche Probleme" sagte der Chefarzt Asklepios Klinik in Gauting bei München.

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