Ärzte wegen Spätfolgen des Coroanvirus beunruhigt

Viele der Corona-Infizierten haben lediglich schwache Beschwerden. Einige Ärzte alarmieren jedoch die Symptome der Covid-19-Patienten, die auch Monate nach der Krankheit noch immer mit Spätfolgen zu kämpfen haben.


Dimitri Boulgacov ist 46 Jahre alt und hatte Corona. Dabei zählt er nicht zu der typischen Risikogruppe: Über 20 Jahre arbeitete er als Balletttänzer am angesehenen Bolschoi-Theater in Moskau. Der Sport war zentraler Bestandteil seines Lebens, Raucher war er nie. Und doch kam es vor etwa zwei Monaten zu der Horror-Diagnose. Boulgacov, der nach seiner Sportkarriere sein Geld als Busfahrer verdient, hat plötzlich starke Glieder- und Kopfschmerzen. Hinzu kommen Fieber und der Verlust seines Gechmacks- und Geruchssinnes. Obwohl er sich nach eigenen Angaben seit Jahren nicht mehr krank gemeldet hat, bleibt ihm nicht anderes übrig, als das Bett zu hüten. Nach der Beratung mit seinen Ärzten unterzieht er sich schließlich einem Corona-Test - das Ergebnis ist positiv.

Todesangst und Albträume

Das Gesundheitsamt empfiehlt ihm, Paracetamol zu nehmen und im Notfall einen Rettungswagen zu rufen. Angst und schlimme Albträume plagen den Vater von zwei Kindern: Wann ist es so schlimm, dass er sich ins Krankenhaus bringen lassen muss? Was wird aus seiner Familie, sollte er sterben? Am Ende übersteht Boulgacov die Krankheit ohne Krankenhausaufenthalt. Seine Körpertemperatur normalisiert sich, doch ein Schwächegefühl bleibt zurück.

"Nicht wie früher"

5 Wochen nach seiner Infektion hat der 46-Jährige bei körperlicher Aktivität, etwa dem Steigen von Treppen, schnell Probleme mit der Atmung. Es sei noch immer "nicht wie früher". Torsten Blum, Oberarzt der Berliner Lungenklinik Heckeshorn, behandelt Boulgacov und ahnt, was die Symptome verursacht. Auf der Computertomographie der Lunge ist ein so genanntes "Milchglasmuster" zu erkennen. Dabei handelt es sich um entzündliche Stellen inmitten des Lungengewebes, die nach einiger Zeit vernarben können.

Auch andere Organe betroffen

Laut Blum und mehreren anderen Experten kann das Coronavirus jedoch nicht nur die Lunge, sondern auch andere Organe schädigen. Z.B. Herz, Niere, Darm oder auch das Gehirn. Wie viele Patienten es weltweit gibt, die durch Covid-19 langfristigere Probleme entwickeln, ist noch unbekannt. Clements Wendter, Chefarzt einer Klinik für Infektiologie in München, geht allerdings von einem relativ geringen Anteil von unter einem Prozent der Infizierten aus.

Vermehrt ähnliche Fälle

Laut Blum häuften sich in den letzten zwei Wochen die Fälle, in denen vermeintlich genesene Covid-19-Patienten seine Klinik aufsuchten und über Atemnot klagten. Bei allen zeigte sich nach einer Untersuchung das deren Lungenentzündung noch nicht vollständig verschwunden ist. Eine Prognose, ob die Beschwerden von Boulgacov und anderen Patienten wieder verschwinden werden oder aber bleiben, könne Blum noch nicht stellen. Dazu sei man bei der Erforschung der Corona-Spätfolgen noch nicht weit genug.

Die wichtigsten Infos zeigt auch das Video.