Windel, Schnuller, Gitterbett und Sex – Autonepiophilie

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Die Welt der andersartigen sexuellen Präferenzen (Paraphilien) ist vielfältig: Bekannt sind zum Beispiel der Fuß-Fetisch oder der Sadismus sowie Masochismus im Schlafzimmer. Wussten Sie jedoch, dass es einen Fetisch gibt, bei dem Erwachsene in die Rolle eines Babys schlüpfen wollen?

Autonepiophilie nennt sich dieses Verlangen, das überwiegend Männer entwickeln. Während des Rollenspiels geben sie jegliche Verantwortung an ihre Partnerin oder ihren Partner ab, wollen umsorgt, liebkost, gefüttert und manchmal auch bestraft werden. Sogar das Sprechen stellen sie meist ein: Babys geben stattdessen eben nur Laute von sich.

Die Vertiefung in das "Baby-Ich" geht bei den Betroffenen oft allerdings noch weiter. Viele wollen Windeln oder Schnuller tragen, einige bauen sich auch ein überdimensionales Gitterbett oder einen Hochstuhl. Am Ende des Rollenspiels steht für manche Paare dann der Sex, wobei dies nicht zwingend der Fall sein muss.

Im Internet haben sich inzwischen Communities gefunden, in denen sich Männer mit Autonepiophilie untereinander austauschen können. Musste man früher auf Produkte für inkontinente Senioren zurückgreifen, um der Neigung nachzugehen, gibt es heute Anbieter, die Windeln in Sondergrößen herstellen. Außerhalb dieser Communities reden Autoneoiophile und ihre Partner meist jedoch nicht über den Fetisch, da er offensichtlich sehr speziell ist.

Gründe noch unbekannt

Warum Männer einen Fetisch für dieses Rollenspiel entwickeln ist in der psychologischen Forschung noch nicht ausreichend geklärt. Klar ist, dass diese besondere Neigung in unterschiedlichen Formen auftritt: So reicht es für einige, sich eine Windel anzuziehen, für andere ist die Verkleidung als Baby verbunden mit einer Vorliebe für Sadomasochismus: Sie lassen sich schlagen und erniedrigen.

Ob die Ursachen für Autonepiophilie etwa in einer verpassten Kindheit oder der Flucht vor den Verpflichtungen eines Erwachsenen bestehen könnten, darüber sind sich Psychologen noch uneins. Bei den Betroffenen gibt es kein Muster hinsichtlich der sozialen Schicht oder Bildung.

Kein Bezug zu Pädophilie

Diana Lüchem, eine Beziehungs- und Sexualtherapeutin aus München, erklärt in einem Artikel der taz zu diesem Thema, dass zwischen Autonepiophilie und Pädophilie kein Zusammenhang bestehe. Während es bei Ersterer vor allem um Unterwerfung dem Partner gegenüber ginge, stehe bei Pädophilie die Macht über Kinder im Mittelpunkt. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass bei Autonepiophilie Sex einvernehmlich und zwischen zwei Erwachsenen stattfindet, was bei Pädophilie nicht der Fall ist.

Die wichtigsten Infos zeigt auch das Video.