Mexiko: Grauenhafter Fund im Nirgendwo

In den Wirren des mexikanischen Drogenkrieges verschwinden jedes Jahr tausende Menschen, viele von ihnen spurlos. In manchen Fällen finden der Staat oder unabhängige Organisationen jedoch heraus, was mit einigen der Vermissten geschah.

In der Nähe von San José im Nordwesten Mexikos entdeckten die Madres Buscadoras de Sonora, zu deutsch etwa "Die suchenden Mütter von Sonora", am Mittwoch eine qualmende Grube. Sie liegt mitten im Nirgendwo, ein übler Geruch nach verbranntem Fett dringt aus ihren Tiefen empor. Die Mitglieder des Kollektivs unternehmen regelmäßig Streifzüge durch die mexikanische Sonora-Wüste und suchen nach Spuren von vermissten Personen.

Bei näherer Untersuchung des Lochs wird klar: Auf dessen Grund liegen brennende menschliche Überreste. Die Gruppe steht vor einer Art selbstgebautem Krematorium, vermutlich das Werk eines Drogenkartells.

85.000 verschwundene Menschen

Sofort verständigt das Kollektiv die Feuerwehr und die Polizei. Einsatzkräfte löschen das Feuer in der Grube, ob die Opfer der Flammen später identifiziert werden können, bleibt vorerst unklar. In Mexiko verschwanden, laut einem aktuellen Bericht des mexikanischen Untersekretärs für Menschenrechte Alejandro Encinas, von 2006 bis heute rund 85.000 Menschen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand. Die meisten Fälle ereignen sich dem Bericht zufolge in den Regionen Sonora, Sinaloa, Guanajuato, Jalisco, Tamaulipas, Zacatecas, Michoacán und Nuevo León.

Ein gewaltiges Problem

Der Grund für diese erschreckende Zahl ist dabei nicht nur der Drogenhandel: Der mexikanische Staat kämpft seit Jahren mit einer immer größer werdenden Anzahl an kriminellen Gruppierungen, die in viele verschiedene Verbrechen verwickelt sind, etwa in den Schmuggel von Waffen, Prostitution, Erpressung, Menschenhandel oder Mord. Laut einem Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung hat die Staatsgewalt besonders in den ländlicheren Regionen längst nicht mehr die Oberhand und die Welle der Kriminalität breitet sich inzwischen auch auf die größeren Städte aus. Die Ursachen für diese Entwicklung sind komplex, der tief verwurzelte Drogenhandel, die Armut der Bevölkerung und die jahrelang fortgeschrittene Korruption des Staates sind nur einige relevante Aspekte in der Geschichte des Landes.

Weitere Infos und Bilder vom Fund des Krematoriums zeigt das Video.