Landtagswahl in NRW: Merkel-Effekt schlägt Schulz-Zug

Aktualisiert

Mit Nordrhein-Westfalen verliert die SPD auch die dritte Landtagswahl unter Martin Schulz. Ist sein Stern schon wieder dabei zu verglühen? Zwei Zahlen aus NRW deuten darauf hin.


„Eine krachende Niederlage": SPD-Chef Martin Schulz hat der Ausgang der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfahlen gleich doppelt getroffen. Zum einen ist das bevölkerungsreichste Bundesland die Heimat des gebürtigen Rheinländers. Zum anderen verliert die SPD im sozialdemokratischen Stammland bereits die dritte Landtagswahl an die CDU, seit er im Januar als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl nominiert wurde.

Das vorläufige amtliche Endergebnis vermeldet einen erdrutschartigen Sieg für CDU (33 Prozent) und FDP (12,6 Prozent) über die regierende Koalition aus SPD (31,2 Prozent) und Grünen (6,4 Prozent). Die AfD zieht mit 7,4 Prozent erstmals in das Parlament ein. Doch damit nicht genug: Da die Linke mit 4.9 Prozent den Einzug denkbar knapp verpasst hat, haben CDU und FDP zusammen 100 von 199 Sitzen erobert. Damit ist die Tür für ein schwarz-gelbes Bündnis im Düsseldorfer Landtag geöffnet.

Nordrhein-Westfalens regierende Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat die Schmach früh kommen sehen und bereits nach der ersten Hochrechnung ihren Rückzug von allen Ämtern verkündet. Sie will so den Weg für einen Neuanfang frei machen. Kein Wunder: Mit 31,2 Prozent fällt die SPD unter ihrer Führung auf das schlechteste Ergebnis, das die Sozialdemokraten jemals bei einer Landtagswahl in dem bevölkerungsreichsten Bundesland erleiden mussten.

Die SPD hat die Schuldige schon gefunden

Kraft nimmt die Schuld für das schlechte Abschneiden auf ihre Schultern: „Wir haben einen Wahlkampf geführt, bei dem es fast ausschließlich um landesspezifische Themen ging. Genau darum hatte ich auch Berlin gebeten: Uns hier über Landespolitik entscheiden zu lassen. Und diese Entscheidung ist zu unseren Ungunsten sehr klar ausgefallen."

In Berlin nahm die Parteiführung die Vorlage der einstigen Hoffnungsträgerin, die parteiintern sogar einmal als mögliche Kanzlerkandidatin gehandelt wurde, dankend an. Schließlich gilt es mit Blick auf die Bundestagswahl im September, weiteren Schaden von Spitzenkandidat Martin Schulz fernzuhalten. Aber stimmt diese Deutung des Wahlergebnisses auch mit den Fakten überein?

Der Schulz-Zug ist ins Stocken geraten

Tatsächlich hatte die NRW-SPD mit der Nominierung von Schulz in den Umfragen einen beträchtlichen Schub bekommen. Manche Institute sahen sie bei fast 40 Prozent. Auf der anderen Seite gaben viele Wähler der rot-grünen Regierung bei landestypischen Themen wie Bildung, Sicherheit oder Verkehrspolitik schlechte Noten. Gleichzeitig gingen die Beliebtheitswerte von Hannelore Kraft in den letzten Wochen stark zurück.

Dennoch lag Kraft in der Wählergunst bis zum Wahltag weit vor ihrem Herausforderer Armin Laschet von der CDU, der bei einer Direktwahl chancenlos gewesen wäre. Wie konnte er dennoch die Wahl gewinnen? Interessant sind in diesem Zusammenhang zwei Zahlen des Umfrageinstituts Infratest: Danach gaben 59 Prozent der CDU-Wähler an, ihr Kreuz bei der Partei zuvorderst wegen der Bundeskanzlerin zu machen. Bei den SPD-Sympathisanten stimmten hingegen nur 29 Prozent der Aussage zu, Schulz sei für sie „der wichtigste Grund, SPD zu wählen".