Theresa May: Wahl gewonnen – Amt verloren?

Großbritannien hat gewählt – und eine neue Phase der Instabilität eingeläutet. Das Wahlergebnis macht krachend Kleinholz aus Theresa Mays Plänen für ihr Land und droht sie jetzt sogar aus dem Amt zu katapultieren. Labour-Chef Corbyn triumphiert und sieht die Premierministerin schon aus dem Amt scheiden.


Chaos statt Kontinuität
Stabilität: Dieses Motto hatte sich Theresa May auf die Fahnen geschrieben, seit sie vor sieben Wochen Neuwahlen ankündigte. Zu diesem Zeitpunkt sahen die Umfragewerte für ihre konservative Partei glänzend aus, die übrigen Parteien waren beschäftigt mit internen Querelen oder im Dämmerschlaf versunken. Ein nachdrücklicher Wahlsieg und damit freie Bahn für ihre Strategie in den Brexit-Verhandlungen: So hätte es ausgesehen, wenn diese Wahlnacht nach den Wunschvorstellungen der Premierministerin gelaufen wäre. Aber das tat sie nicht. Und nun steht May vor einem Scherbenhaufen, der sie alles kosten könnte.

Die Geister, die sie rief
Tatsächlich konnten die Konservativen die meisten Sitze im Unterhaus für sich verbuchen. Doch der Vorsprung ist erschreckend winzig im Vergleich zu dem, was May sich erhofft hatte, um als stärkste Kraft auch tatsächlich wirkungsvoll regieren zu können. Stattdessen hat die Labour-Partei auf den letzten Metern stark aufgeholt und feiert die Wahl als Erfolg für sich. Allerdings: Genug Stimmen für eine starke Regierung fehlen auch dieser Partei. Damit hat Großbritannien nach der Wahl statt einer im Amt bestätigten Premierministerin ein neues Problem: Wer soll das Land regieren?

"Sie muss gehen"
Theresa May habe Sitze, Stimmen, Unterstützung und Vertrauen verloren – Grund genug für einen Rücktritt: So sieht Labour-Chef Jeremy Corbyn die Lage, als er nach der Wahlnacht in seinem Londoner Wahlkreis vor die Presse tritt. Für ihn spricht das Wahlergebnis deutlich aus, was die Wähler über Mays Politik des Sparens und der Einschränkungen denken und was sie stattdessen wollen. Eine schwankende Gewinnerin, ein triumphierender Verlierer und die große Frage: Wie geht es weiter? Corbyns Einschätzung der Lage: im Video.