Kindesmissbrauch: Nummer drei im Vatikan angeklagt

Er ist einer der höchsten Würdenträger im Vatikan – jetzt läuft gegen Kurienkardinal George Pell ein Verfahren in seiner Heimat Australien. Der Vorwurf: Kindesmissbrauch.


Die Polizei des australischen Staates Victoria bestätigte, dass Ermittlungen gegen den Kardinal laufen, der im Vatikan Finanzchef und inoffizielle Nummer drei der Kirchenhierarchie ist. Mitte Juli wird er zu einer Gerichtsanhörung in Melbourne erscheinen müssen. Worum es dabei geht, ist im Detail noch nicht bekannt – allerdings stehen die Untersuchungen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch. Das Thema taucht in Pells Biographie nicht zum ersten Mal auf.

Holt ihn die Vergangenheit ein?
Schon als Pell noch als Priester in Ballarat und später als Erzbischof in Melbourne tätig war, hatte es Anschuldigungen wegen angeblichen Kindesmissbrauchs gegeben. Allerdings wurden derartige Anschuldigungen nie von einem Gericht überprüft. Dabei hatte Kardinal Pell selber eingeräumt, dass die katholische Kirche in Australien Fälle von Kindesmissbrauch über Jahre hinweg kleingeredet und vertuscht habe. Erst später wurden umgerechnet Hunderte Millionen Euro Entschädigungen an Opfer gezahlt. Pell wurde für seinen Umgang mit dem Thema und seine Aussagen dazu damals heftig kritisiert. Jetzt könnten die Skandale der Vergangenheit den Kurienkardinal doch noch einholen.

Aussage trotz Herzproblemen?
Die Polizei hat den Kurienkardinal jetzt zu einer Anhörung am 18. Juli nach Melbourne einbestellt. Allerdings könnte seine Gesundheit diesen Plan zunichte machen: Bereits 2010 war Pell mit Herzproblemen ins Krankenhaus gekommen. 2015 sollte er ebenfalls nach Australien reisen, um vor einer Kommission über den Umgang mit Kindesmissbrauch in der Vergangenheit zu sprechen. Doch auch damals verhinderte sein geschwächtes Herz die lange Flugreise, so dass er am Ende nur per Videostream seine Aussage machen konnte. Nach den neuen Anschuldigungen hat der 76-Jährige nun angekündigt, so schnell wie möglich nach Australien reisen zu wollen – sofern es seine Ärzte nach Rücksprache erlauben. Auch zu den Vorwürfen hat George Pell sich deutlich geäußert: mehr dazu im Video.