US-Präsident unter Druck? Republikaner rechnen mit Trump ab

Aktualisiert

Immer mehr republikanische Senatoren kritisieren Trumps eigenwilligen Politikstil. Der US-Präsident reagiert auf die Vorwürfe mit Beleidigungen - weil er es sich leisten kann.

Innerhalb weniger Tage haben sich gleich zwei konservative Senatoren öffentlich gegen ihren Präsidenten gestellt. Den Anfang machte Bob Corker, der seit 2007 als Republikaner den Bundesstaat Tennessee im Senat repräsentiert. In einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN bezeichnete er Trump als unfähig, dem Amt des US-Präsidenten gerecht zu werden.

Trumps Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Auf seinem Lieblingsmedium Twitter schoss der Immobilienunternehmer zurück: Corker sei ein „Leichtgewicht", habe „keinen Schimmer" und könnte nicht einmal eine Wahl als Hundefänger gewinnen. Der Spezialist für internationale Politik galt lange als Anhänger von Trump, bis er sich mit seinem Präsidenten über den außenpolitischen Kurs der USA zerstritt.

Beispiellose Abrechnung im Live-TV

Einen Tag später legte Senator Jeff Flake aus Arizona bei einer 18-minütigen Rede im Senat nach, die live im Fernsehen übertragen wurde. Er warnte insbesondere vor Trumps launischen Twitter-Botschaften, die er für den höchsten Amtsträger im Staat als „beispiellos und fehl am Platz" brandmarkte. In dem Klima der Einschüchterung, das Trump mit seinem Regierungsstil immer mehr in der Politik etabliere, sieht Flake einen Angriff auf ureigene amerikanische Grundwerte.

Seine Botschaft an die Politik lautet: Man solle sich von Trumps „würdelosem" Verhalten nicht den Mund verbieten lassen. Gleichzeitig kündigte der Senator mit seiner Rede den Rückzug von seinem Amt an: „Ich werde mich nicht länger zum Komplizen dieser Politik machen." Ausschnitte der bewegten Rede sehen Sie im Video.

Aufstand oder Strohfeuer?

Die Attacken von Corker und Flake zeigen die Zerrissenheit der republikanischen Partei und den Zorn, der unter der Oberfläche bei vielen moderaten Republikanern lodert. Indes: Corker und Flake stehen zugleich für die Machtverhältnisse in der republikanischen Partei. Denn beide haben nichts mehr zu verlieren, da weder Flake noch Corker bei der nächsten Kongresswahl wieder antreten werden.

Neben Twitter hat der US-Präsident einen weitern mächtigen Verbündeten, um seine Partei auf Linie zu bringen: den aggressiven rechten Flügel der Republikaner. Überall, wo Delegierte aufbegehren, droht Trump damit, ihnen die Unterstützung zu entziehen und die rechte Basis gegen sie zu mobilisieren. Das beste Beispiel dafür ist Jeff Flake. Der noch amtierende Senator aus Arizona liegt bei den derzeitigen Umfragen zu einer möglichen Wiederwahl im nächsten Jahr hoffnungslos hinter seiner parteiinternen Gegenkandidatin aus dem rechten Lager zurück.