Presserat eingeschaltet: Zoff zwischen SPD und Bild eskaliert

Aktualisiert

Erst führt das Boulevardblatt die Partei mit einem Hund vor, dann schlagen die Sozialdemokraten mit einer offiziellen Beschwerde zurück. Der ganze Zwist und seine Vorgeschichte.

Geografisch trennen den Springer-Sitz und das Willy-Brand-Haus in Berlin nur wenige hundert Meter. Klimatisch tut sich zwischen dem Verlagshaus der Bild und der Parteizentrale der SPD derzeit jedoch ein Graben auf. Dabei begann die jüngste Posse im Knatsch der zerstrittenen Akteure so niedlich.

Spanische Hundedame Lima wird SPD-Mitglied

Um zu testen, wie einfach neue Mitglieder in die SPD eintreten und über den Koalitionsvertrag abstimmen dürfen, hat sich Bild einen Spaß erlaubt. Die Journalisten beantragten für Lima mit Pass aus Spanien das Parteibuch – und waren erfolgreich. Blöd nur, dass es sich bei der Spanierin um eine dreijährige Hundedame handelt. Später folgte ihr auch noch eine Katze mit polnischem Namen. Auch sie konnte in die SPD eintreten.

Im Video haben unsere Kollegen von Euronews die Aktion ausführlich zusammengefasst. Sie weckt bei Beobachtern ernsthafte Zweifel an der Seriosität des Mitgliedervotums. Die SPD wollte darauf zunächst noch mit Humor reagieren, wie Partei-Vize Ralf Stegner etwas angefressen twitterte. Doch diese Strategie hielten die Genossinnen und Genossen nicht lange durch.

Der SPD vergeht das Lachen

Wie die Fachmedien-Webseite Meedia meldet, hat die SPD mittlerweile eine offizielle Beschwerde beim Presserat eingelegt. Die Begründung: In die Berichterstattung über den Fall habe Bild eine unkorrekte „Kernaussage" eingefügt. Denn das falsche SPD-Mitglied dürfe nur mit einer eidesstattlichen Erklärung über die Wahrhaftigkeit seiner Identität an der Abstimmung teilnehmen. Der Betreiber des „Fake-Accounts" würden sich dann strafbar machen. Diese Information sei den Lesern aber nicht mitgeteilt worden.

Es ist nicht der einzige Streit, den die Sozialdemokraten derzeit mit dem Boulevardblatt ausfechten. Letzten Donnerstag berichtete Bild über eine angebliche „Schmutzkampagne bei der SPD". Dabei geht es um „brisante" E-Mails, die Juso-Chef Kevin Kühnert in Verbindung mit einem russischen Internet-Manipulator bringen.

Die Trümpfe sind unterschiedlich verteilt

Doch während im Fall der Hundedame Lima die Trümpfe bei Bild liegen, ist die Beweislage im Fall Kühnert äußerst dünn: Bild gibt an, von einem Informanten Screenshots mit den belastenden E-Mails erhalten zu haben. Das Problem: Sie stammen von einer Mail-Adresse, die in der SPD nachweislich nicht aktiv benutzt wird. Außerdem lassen sich solche Screenshots in wenigen Minuten ohne große Kenntnisse fälschen.

So verwundert es wenig, dass sich dieser vermeintliche Coup als journalistische Luftnummer entpuppte. Die dünne Story fand in anderen Medien so gut wie keine Beachtung. Die haben die Reporter von Bild dafür nun mit dem vierbeinigen SPD-Mitglied Lima um so mehr gefunden.