Papst will nicht mit Skandal-Kardinal brechen

​​​​​​Kardinal George Pell (77) gehört zu den engsten Vertrauten von Papst Franziskus (82). Jetzt wurde er wegen Kindesmissbrauchs verurteilt, doch der Vatikan will ihn nicht aufgeben.



Der Australier war als Finanzchef des Papstes die Nummer drei in der vatikanischen Kirchenhierarchie. Jetzt wurde der Kardinal wegen Kindesmissbrauchs verurteilt. Das Urteil erfolgte einstimmig und wurde bereits am 11. Dezember des vergangenen Jahres verkündet. Der Prozess bezieht sich auf mehrere sexuelle Übergriffe auf Chorknaben, an denen sich der ehemalige Erzbischof von Melbourne, schon in den 1990er Jahren vergangen hatte. Die beiden Jungen waren damals 13 Jahre alt. Das Gerichtsverfahren begann 2018 in Australien, doch lange Zeit war der Prozess mit einer Nachrichtensperre belegt. Erst am Dienstag hat die Justiz die Sperre aufgelöst und nun dürfen die Medien berichten.

Ihm drohen bis zu 50 Jahre Haft

Das Strafmaß für Pell wurde noch nicht verkündet, allerdings drohen ihm bis zu 50 Jahren Haft. Der Anwalt des Kardinals will Berufung einlegen, da sein Klient die Vorwürfe vehement zurückweist. George Pell ist weiterhin auf freiem Fuß, an diesem Mittwoch muss er jedoch zu einem weiteren Gerichtstermin antreten, bei dem seine Inhaftierung beschlossen werden könnte.

Der Papst will Pell nicht aufgeben

Trotz des eindeutigen Urteils will Papst Franziskus noch nicht mit seinem Vertrauten brechen. Der Vatikan kündigte an, zunächst auf eine kirchenrechtliche Konsequenz zu verzichten. Rom wolle das Urteil im Berufungsverfahren abwarten. So lange habe der Angeklagte "das Recht, sich bis in die letzte Instanz zu verteidigen", erklärte der kommissarische Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti. Er erinnerte auch daran, dass Pell stets seine Unschuld beteuert habe.

Die Vorwürfe wiegen besonders schwer

Vor dem Hintergrund des Vatikan-Gipfels, der erst kürzlich stattgefunden hat, wiegen die Vorwürfe besonders schwer. George Pell ist der ranghöchste katholische Kardinal, der auf Grund von Missbrauchsvorwürfen verurteilt wurde. Auf dem Vatikan-Gipfel hatte Papst Franziskus betont, die katholische Kirche werde "synodal, ernsthaft und tiefgehend" über Missbrauch sprechen.

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