"Ich glaube an Europa" - Merkels Rede in Brüssel

Seit Juli steht Deutschland in der Rolle der EU-Ratpräsidentschaft. In Brüssel erläutert Bundeskanzlerin Angela Merkel fünf Schwerpunkte, die sie für Europa in naher und weiter Zukunft für unverzichtbar hält.


A chanceler alemã Angela Merkel discursa na Eurocâmara, em Bruxelas, em 8 de julho de 2020
A chanceler alemã Angela Merkel discursa na Eurocâmara, em Bruxelas, em 8 de julho de 2020



Angela Merkel stellt am Mittwoch Nachmittag die Leitlinien der deutschen EU-Ratpräsidentschaft vor. Nachdem sie zu Beginn die Herausforderungen der Corona-Krise betont, spricht sie im Anschluss über den zu bekämpfenden Populismus und die Gefahr der Desinformation, den Klimawandel und die Digitalisierung. Ans Ende der Rede fügt sie eine persönliche Beethoven-Anekdote an.

"Grundrechte - Europas wertvollstes Gut"

Die Corona-Krise stelle die größte Bewährungsprobe dar, der sich Europa je stellen musste. Doch sei Merkel "zuversichtlich", dass Europa bei Zusammenhalt und Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte dieser Herausforderung gewachsen sei: "Ich glaube an Europa. Ich bin überzeugt von Europa. [...] Auch die bittersten Krisen haben geholfen, die Bedürfnisse des anderen besser zu verstehen."

Applaus für Populismus-Statement

Wo die anzustrebenden Ziele der Klimaneutralität und des digitalen - aber auch durchdachten - Fortschritts nicht überraschend sind, erregt ihre Positionierung zum Thema Populismus die Aufmerksamkeit der Abgeordneten in besonderer Weise. Die Demokratien der europäischen Länder müssten vor Cyberbedrohungen und Desinformationskampagnen effektiv geschützt werden. Merkel sei sich sicher, dass mit Lügen, Hass und Hetze die Pandemie nicht bekämpft werden könne. Sie spezifiziert die Darlegungen: "Dem Fakten leugnenden Populismus werden seine Grenzen aufgezeigt." Als Reaktion applaudieren die Abgeordneten Merkel.

Rührseliger Abschluss

Alles in allem hält Angela Merkel an ihren Schwerpunkten fest: "Wollen wir Europa? Dann braucht es das, was ich heute vorgeschlagen habe, denn Europa soll international für eine Ordnung des Rechts und Europa soll international für Innovation und Nachhaltigkeit stehen." Am Ende wird die Bundeskanzlerin nahbar und teilt eine persönliche Anekdote. Sie erinnert an den anstehenden 250. Geburtstag des Komponisten Beethoven. Die 9. Sinfonie erfülle sie "immer noch und immer wieder neu. [...] Bei jedem Hören entdecke ich etwas anderes in der Musik, das mich trifft und mich beeindruckt." Auf diese Art erlebe Merkel auch Europa: "So lassen Sie mich heute enden mit dem Wunsch, dass die Botschaft dieser Musik, die Idee der Brüderlichkeit und Eintracht, uns leitet. Welche Botschaft könnte passender sein als diese."