Reserveantibiotika weiterhin in Tiermast zugelassen

Sie sollten eigentlich der letzte Retter in der Not sein: Reserveantibiotika helfen da, wo gewöhnliche Antibiotika versagen. Sie sind essentiell für die Humanmedizin. Daher ist die Verwendung in der Tiermast stark umstritten. Ärzte warnen vor der vermehrten Entstehung resistenter Keime.

Pig farms in confinement mode
Getty Images (Odairson Antonello via Getty Images)

Das Europaparlament hat abgestimmt und sich dafür ausgesprochen, dass Reserveantibiotika weiterhin in der Tiermast genutzt werden können. Humanmediziner sind über diese Abstimmung entsetzt. Seit langem warnen sie davor, dass sich dadurch immer mehr Resistenzen entwickeln. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt zu dem Thema: "Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu. Sie sind eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit dieser Zeit."

Eine wachsende Gefahr

Antibiotika sollten nur bei absoluter Notwendigkeit angewendet werden. Denn die Resistenzen entstehen dadurch, dass empfindliche Bakterien durch herkömmliche Antibiotika abgetötet werden, während die stärkeren, resistenten überleben und sich weiter vermehren. Hier würden dann nur noch Reserveantibiotika helfen. Nach einer Studie des RKI starben im Jahr 2018 in Europa 33.000 Menschen an einer Infektion durch multiresistente Erreger. Nach der derzeitigen Corona-Pandemie wächst demnach die Angst vor einer Pandemie mit multiresistenten Keimen.