Studie: Schadet Putzen wirklich dem Immunsystem?

Einer neuen Studie zufolge soll zu häufiges Putzen dem Immunsystem schaden. Doch das nicht etwa wegen des Defizits lebensnotwendiger Bakterien, die durch die Reinigung vernichtet werden, sondern aus einem ganz anderen Grund.

Die Annahme, dass eine nicht allzu sterile Umgebung für Kinder und Jugendliche genau das Richtige ist, hält sich hartnäckig. Junge Menschen sollen vor allem dann zu weniger Allergien und körperlichen Befindlichkeiten neigen, wenn sie als Kinder ausreichend im Dreck gespielt haben, so die Vermutung. Doch könnte die Häufigkeit für Allergien und Unverträglichkeiten eigentlich eine andere Ursache haben?

Dieser wichtige Unterschied wird häufig übersehen

Einige Forscher nehmen an, dass wir in den westlichen Gesellschaften zu sauber leben. Zu häufiges und zu intensives Putzen soll der Ursprung für den Vormarsch der Allergien sein. Dabei wird vor allem das Defizit an natürlichen Mikroben bemängelt, die dem Immunsystem durch zu häufiges Putzen fehlen würden. Wissenschaftler des University College London (UCL) und der London School of Hygiene & Tropical Medicine sind allerdings der Ansicht, dass hinter vielen allergischen Reaktionen die Putzmittel selbst stecken und nicht die Sauberkeit an sich. Es gibt also einen gewaltigen Unterschied zwischen einem zu übermäßigem Putzwahn und der Abwesenheit der Mikroben, die für die Abhärtung des Immunsystems verantwortlich sind.

Das Problem liegt woanders

Ein sauberes Zuhause muss demnach nicht zwangsläufig bedeuten, dass Kinder nicht mit lebensnotwendigen Mikroben in Kontakt kommen können. Laut der britischen Studie gibt es dafür vier Gründe. Den Forschern zufolge sind die Mikroben, die in modernen Haushalten vorkommen, in der Regel nicht die, die das Immunsystem zu Stärkung benötigt. Zweitens sollte man sich niemals mutwillig Krankheitserregern aussetzen, die gefährlich werden können. In diesem Fall sollte man dringend auf Impfstoffe zurückgreifen. Außerdem sind die Mikroben aus der natürlichen Umgebung unerlässlich für den Körper und das unabhängig von den persönlichen Putz-Präferenzen. Das vierte und wahrscheinlich wichtigste Argument ist die Schädlichkeit von Putzmitteln. Allergien oder andere Krankheiten, entstehen somit nicht durch ein Defizit an natürlichen Bakterien und Mikroben, sondern durch giftige Reinigungsmittel, die regelmäßig eingeatmet werden.