Studie: Schon eine Nacht ohne Schlaf kann das Gehirn älter wirken lassen

Die meisten kennen es: Es gibt so Nächte, in denen man einfach nicht richtig schlafen kann. Die Ursachen sind vielfältig: Sorgen, Stress, Jetlag, Schmerzen. Doch schon eine Nacht ohne Schlaf genügt, um gravierende Auswirkungen auf unser Gehirn zu haben.

Schlaf ist wichtig für unseren Körper und das Gehirn (Symbolbild: Getty Images)
Schlaf ist wichtig für unseren Körper und das Gehirn (Symbolbild: Getty Images) (Karen Moskowitz via Getty Images)

Ein Team von Wissenschaftler*innen aus Dänemark, der Schweiz, den USA, China und Deutschland hat in einer neuen Studie herausgefunden, dass eine Nacht mit Schlafentzug ausreicht, um unser Gehirn alt aussehen zu lassen. 134 junge, gesunde Probanden, davon 42 Frauen und 92 Männer im Alter zwischen 19 und 39 Jahren, nahmen an der MRT-Untersuchung teil.

Zum Hintergrund: Das "biologische“ Alter des Gehirns einer Person lässt sich mithilfe von Algorithmen des Maschinellen Lernens zuverlässig schätzen. Die Trainingsgrundlage dabei bilden strukturelle Aufnahmen mit dem Magnetresonanztomographen. Erkrankt eine Person beispielsweise an Demenz, so kann sich das Gehirn vom "kalendarischen“ Alter der Person unterscheiden, weil die Erkrankung das Gehirn vorzeitig altern lässt.

Eine schlaflose Nacht reicht aus, um das Gehirn älter wirken zu lassen

Nach einer Nacht ohne Schlaf zeigten die Aufnahmen des Gehirns bei den Teilnehmer*innen der im Journal of Neuroscience veröffentlichten Studie signifikante Veränderungen, die man normalerweise von Menschen kennt, die ein bis zwei Jahre älter sind. Das Gute: Die Veränderungen verschwanden nach einem Erholungsschlaf wieder.

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Für die Studie, die unter der Leitung von Professor David Elmenhorst vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich durchgeführt wurde, ermittelten die Wissenschaftler*innen mittels MRT erst das biologische Alter der Gehirne der 134 Probanden. Danach wurden im "envihab“-Schlaflabor des DLR in Köln verschiedene Schlafsituationen unter die Lupe genommen: vollständiger Schlafentzug mit einem Wachzustand von länger als 24 Stunden, akuter Schlafentzug mit drei Stunden Schlaf für eine Nacht und chronischer teilweiser Schlafentzug mit fünf Stunden Schlaf für fünf aufeinander folgende Nächte. Die Teilnehmer*innen jeder Gruppe hatten aber mindestens eine Nacht einen "Basisschlaf“, bei dem sie acht Stunden im Bett verbrachten.

Erholungsschlaf macht alles wieder rückgängig

Das Ergebnis: Nur eine Nacht, die mit totalem Schlafentzug verbunden ist, reicht aus, um gravierende Veränderungen in der Struktur des Gehirns hervorzurufen, so dass es so aussieht, als wäre es um ein oder zwei Jahre gealtert. "Interessanterweise unterschied sich das Hirnalter aber nach einer Nacht mit Erholungsschlaf nicht mehr vom Ausgangswert. Das Gehirn 'verjüngte‘ sich quasi wieder“, erklärt David Elmenhorst. Die Studie zeigte aber auch, dass es nach nur teilweisem Schlafentzug keine signifikante Veränderung des Hirnalters gibt.

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