Studie zeigt: Autonomes Fahren kann wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen

Verwunderung und Beunruhigung: Das weckt die Vorstellung von selbstfahrenden Fahrzeugen derzeit noch bei vielen Menschen. Eine neue Studie zeigt allerdings, dass das autonome Fahren durchaus auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen kann.

Autonomes Fahren ist immer noch ein Zukunftsmodell, das weit weg zu sein scheint. Doch immer mehr Studien befassen sich bereits mit den Vor- und Nachteilen dieser Technologie. (Bild: Getty Images)
Autonomes Fahren ist immer noch ein Zukunftsmodell, das weit weg zu sein scheint. Doch immer mehr Studien befassen sich bereits mit den Vor- und Nachteilen dieser Technologie. (Bild: Getty Images) (Getty Images/Westend61)

Die Technologie des autonomen Fahrens kann die Zeiten bei Liefertouren verkürzen - und somit ein kostengünstigstes Geschäftsmodell darstellen. Dies zeigt ein in dem Fachmagazin Transportation Science erschienener Artikel (Titel: "Impact of Autonomous Vehicle Assisted Last-Mile Delivery in Urban to Rural Settings") auf.

"Der Ausgangspunkt dieser Publikation war die Ankündigung des United States Postal Service, autonome Fahrzeuge auf ländlichen Strecken einzusetzen", sagt Sara Reed, Assistenzprofessorin für Business Analytics an der Universität in Kansas. Die autonome Fahrzeugstudie war Teil ihrer Dissertation.

"Was wir feststellen, ist, dass autonome Fahrzeuge in allen Kundenregionen kostengünstig sind, aber tatsächlich werden in städtischen Umgebungen die größten Gewinne erzielt, insbesondere weil das Parken eine Herausforderung darstellt und die Kunden näher beieinander liegen", sagt sie.

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FedEx und Volkswagen haben bereits autonome Fahrzeuge in Ländern wie China und Deutschland eingesetzt. Domino’s Pizza und 7-Eleven experimentieren gerade damit, amerikanische Kunden mit Lebensmitteln und Produkten zu versorgen. Der USPS (United States Postal Service) strebt die Implementierung dieses Dienstes bis 2025 an und prognostiziert einen Einsatz auf 28.000 ländlichen Strecken. Was für viele immer noch wie ein Futurismus klingt, wird zunehmend zur Realität. Reed, die die wissenschaftliche Arbeit zusammen mit Ann Melissa Campbell und Barrett Thomas von der Universität in Iowa verfasste, sagt: "Unser autonomes Fahrzeug ist ein Bodenfahrzeug, das ohne Fahrer von einem Ort zum anderen fahren kann."

Und in dieser speziellen Studie unterstützt das autonome Fahrzeug einen Zusteller bei der Lieferung. "Das Fahrzeug bringt den Zusteller zu einem bestimmten Ort. Dieser bedient den Kunden, und das Fahrzeug holt ihn anschließend wieder ab. Aber worin genau liegt der Nutzen für den Lieferfahrer? Nun, zum einen muss der Fahrer keinen Parkplatz suchen, zum anderen holt das autonome Fahrzeug ihn auch wieder an einem anderen Ort ab, wenn er zwischen den Lieferungen zu Fuß laufen musste, sodass dieser sich den Weg zurück zum Fahrzeug spart", erklärt Reed.

Wird der menschliche Zusteller irgendwann obsolet?

Der United Parcel Service hat beispielsweise während der Ferienzeit in Baltimore einen ähnlichen Ansatz verfolgt, indem er einen zusätzlichen Zusteller als Fahrer an Bord seiner Lastwagen gesetzt hat. Das von Reed vorgeschlagene Modell sieht hingegen vor, die Technologie des Fahrzeugs zu verbessern. Doch welcher Ansatz ist am Ende kostengünstiger? "Angesichts der Lohnkosten und der erhöhten Produktivität sind wir der Meinung, dass das autonome Fahrzeugmodell kostengünstiger ist, als eine zusätzliche Person in ein Fahrzeug zu setzen", so Reed.

Derzeit sei diese Technologie allerdings noch sehr teuer. Daher kostet das Liefermodell "pro Stunde" mehr, aber die großen Verkürzungen der Liefertour-Zeiten wiege diese erhöhten Ausgaben auf. "Man muss auch über andere Vorteile nachdenken. Autonome Fahrzeuge fahren vielleicht mehr herum, aber sie parken auch nicht, also machen sie Plätze frei, damit andere Leute parken und zu den Geschäften in der Innenstadt gelangen können", sagt Reed. Insgesamt legt ihre wissenschaftliche Arbeit eine hohe Zeit- und Geldeinsparung dar. In städtischen Umgebungen könnten die voraussichtlichen Einsparungen 50 Prozent übersteigen.

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Auf der anderen Seite könnte genau das eine Gefahr für den Arbeitsmarkt darstellen. "Eine Befürchtung ist, dass autonome Fahrzeuge die Rolle des Zustellers irgendwann gänzlich ersetzen", sagt Reed. "Unter dem Aspekt eines vollständig autonomen Fahrzeugs – das heißt, wir haben den Fahrer eliminiert – zeigt unsere Arbeit, dass es sowohl in Bezug auf Produktivität als auch auf Kosteneffizienz eigentlich vorteilhafter ist, einen Lieferfahrer an Bord zu haben."

Dementsprechend handelt es sich beim autonomen Fahren immer noch um ein Zukunfts-Szenario. Dieses steht allerdings bereits in den Startlöchern und könnte für massive Umwälzungen in unser Gesellschaft sorgen. Über diesen Aspekt macht sich auch Reed ihre Gedanken: "Anfangs dachte ich, das könnte den Beginn einer 'neuen Gesellschaft' darstellen", sagte sie. "Aber seitdem ich angefangen habe, daran zu arbeiten, hat sich so viel verändert. Wenn ich da nur an einige Universitäten denke: Da gibt es mittlerweile Orte, an denen Roboter Studenten Essen liefern. Die Vorstellung ist zwar immer noch komisch, aber daran gewöhnt man sich wahrscheinlich."

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