Tattoos: Das Business-Foto einer jungen Frau geht auf LinkedIn viral

Ein gepflegtes Äußeres ist auf professionellen Bewerbungsbildern ein Muss. Tätowierungen, Piercings oder unkonventionelle Haarfarben gelten als Tabu. Der Post der Amerikanerin Jessica Leonard ging auf der Business-Plattform LinkedIn viral, als sie dort ein Bewerbungsfoto von sich und ihren voll tätowierten Armen zeigte.

Frau mit tätowiertem Arm
Ob Tattoos auf Bewerbungsbildern offen gezeigt werden sollten, hängt stark damit zusammen, in welcher Branche man tätig ist. (Bild: Getty Images) (Westend61 via Getty Images)

Dass ihr Post polarisieren und kontrovers diskutiert werden würde, damit hatte die 36-Jährige gerechnet. Über 30.000 Reaktionen und fast 3.000 Kommentare erhielt ihr LinkedIn-Beitrag, der zwei Bilder nebeneinander zeigte – eines, auf dem Jessica Leonard in einem langärmeligen Blazer posiert, auf dem anderen zeigt sie in einem ärmellosen Oberteil ihre komplett tätowierten Arme.

Ein Bewerbungsbild, viele Meinungen

"Ich habe einige Kommentare erhalten, in denen die Leute das Gefühl hatten, sie müssten mir oder anderen raten, immer noch vorsichtig mit Tattoos umzugehen, weil es da draußen immer noch viele Vorverurteilungen gibt“, so Leonard. "Und selbstverständlich will man sich selbst keine Steine in den Weg legen."

Dieses Foto bekommt auf LinkedIn viel Aufmerksamkeit. (Bild: LinkedIn / Jessica Hanzie Leonard)
Dieses Foto bekommt auf LinkedIn viel Aufmerksamkeit. (Bild: LinkedIn / Jessica Hanzie Leonard)

Doch ihre Aktion beweist: Die Einstellung der Menschen, was in einem beruflichen Umfeld als akzeptabel gilt, scheint sich zu verändern. Auch sie selbst sei anfangs nervös gewesen, als sie das Tattoo-Foto gepostet hatte. Doch ausgerechnet ihr Chef sprang Leonard, die für eine Private-Equity-Firma arbeitet, zur Seite und stärkte ihr mit einer SMS den Rücken. Sie selbst und sogar ihr Mann seien zu Tränen gerührt gewesen: "Diese Art von Inklusion von jemandem zu erfahren, für den man arbeitet, und einfach die allgemeine Akzeptanz, wer ich bin – das hat mich wirklich bewegt."

Jeffrey Kadlic, Gründungspartner der Firma, sagte, für ihn seien die Kompetenzen und der Charakter am wichtigsten. "Authentizität und Transparenz sind Eckpfeiler der Kultur, an deren Schaffung wir arbeiten. Wir sehen Jess als das, was sie ist, weil sie unsere Grundwerte teilt und ein enormes Talent ist. Am Ende des Tages ist das alles wirklich wichtig."

Tätowierungen – im beruflichen Kontext nicht akzeptiert

Jessica Leonard hat in der Vergangenheit aber auch gegenteilige Erfahrungen gemacht, die sie selbst teils sehr überrascht hätten. Die 36-Jährige war lange im Buchhaltungswesen tätig, und obwohl ihre frühere Firma keine Anti-Tattoo-Richtlinie hatte, habe sie nie das Gefühl gehabt, ihre Tattoos in internen oder Kundenmeetings preisgeben zu können.

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So blieb Leonard besonders ein Abendessen im Rahmen einer Frauenkonferenz in Erinnerung: "Ich kam ohne Jacke und ab da drehte sich das Gespräch. Ich dachte: 'Das ist komisch. Wir kommen gerade von einer Konferenz, auf der wir über die Stärkung der Rolle von Frauen gesprochen haben, und jetzt wird mir irgendwie gesagt, dass ich keine Führungskraft sein kann wegen meiner Tattoos.'"

Auf ihren LinkedIn-Beitrag hingegen habe es aber auch sehr viel positives Feedback gegeben. Ihr Post sowie die positiven Kommentare dazu würden zeigen, dass es durchaus auch Führungskräfte gebe, die kein Problem mit Tattoos, Piercings oder ähnlichem hätten.

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