Tornado-Chaos in den USA: Wenn TV-Meteorologen zu beten anfangen

Die "Tornado Season" hat einige Regionen der USA fest im Griff. So fest, dass der Meteorologe eines lokalen Fernsehsenders vor laufenden Kameras ein Stoßgebet losschickte.

Tornado-Schäden in Rolling Fork, Mississippi. (Bild: Scott Olson/Getty Images)
Im US-Bundesstaat Mississippi hat ein Tornado für Zerstörung gesorgt. Ein TV-Meteorologe sah den Sturm kommen und schickte vor laufenden Kameras ein Stoßgebet gen Himmel. (Bild: Scott Olson/Getty Images) (Scott Olson via Getty Images)

Als "menschlichen Moment" bezeichnet Matt Laubhan, Chef-Meteorologe des regionalen TV-Senders WTVA, das spontane Stoßgebet, das er – vor laufender Kamera – während der Liveberichterstattung über den jüngsten Tornado in seiner Heimat Mississippi losschickte. Während der Wirbelsturm sich der Kleinstadt Amory näherte, war Laubhan live on air – und musste sich vor Schreck kurz wegdrehen, als er die neuesten Vorhersagen über die Richtung des Sturms auf dem Bildschirm sah. "Oh Mann. Lieber Jesus, bitte hilf ihnen. Amen", sagte der mehrfach preisgekrönte TV-Wetterexperte mit Blick auf das drohende Unheil, das sich in wenigen Minuten nicht mal 50 Kilometer entfernt vom TV-Studio in Tupelo abspielen sollte.

Kurz schien sich Laubhan danach wieder zu fangen und machte in seiner Berichterstattung weiter, bevor er sich der persönlichen Bedrohung erneut bewusst wurde: "Haben wir sichergestellt, dass wir alle Angehörigen in Amory benachrichtigt haben? Hat jemand Craigs Familie angerufen?", fragte der Meteorologe – weiter live auf dem Bildschirm – ins Off seines TV-Studios, offenbar auf einen Mitarbeiter des TV-Teams bezogen.

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Ein menschlicher Moment? Der sollte bei drohenden Katastrophen jedem erlaubt sein. Bei Gebeten vor laufender Kamera sieht das jedoch nicht jede*r Zuschauer*in so, und so sah sich Matt Laubhan – nachdem der gröbste Sturm vorübergezogen war – jeder Menge Kritik ausgesetzt, die die Professionalität des Chef-Meteorologen anzweifelte.

"Ich habe das Gefühl, dass er sich zu diesem Zeitpunkt zu 100 % auf seinen Job als Wetteransager hätte konzentrieren sollen", kommentierte ein Twitter-Nutzer beispielsweise. "Wenn mich ein Arzt operieren würde, um mein Leben zu retten, würde ich nicht wollen, dass er zusammenbricht und zu Gott betet... Gott hat ihn dort hingestellt, um mein Leben mit seinen Fähigkeiten zu retten."

Geplant habe er das spontane Stoßgebet keineswegs, sagte Laubhan später in einem Interview: "Ich kann nicht sagen, dass ich vorhatte zu beten", sagte er im Gespräch mit CNN Business. "Es war eine Situation, in der wir wussten, dass etwas extrem Schlimmes passierte, und wir wussten, dass es möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich war, dass Menschen verletzt und sterben würden. Ich bin selten sprachlos, und ich fühlte mich ehrlich gesagt ein wenig überwältigt. Und es ist einfach so herausgekommen."

Viel Lob für emotionalen TV-Auftritt

Laubhan erreichte aber nicht nur Kritik für seinen emotionalen Auftritt. Viele Menschen, die die Sendung live verfolgt hatten, hätten ihm später das Feedback gegeben, sein spontanes Gebet habe ihnen geholfen, "den Ernst der Lage zu erkennen", sagte Laubhan bei CNN.

Die Stürme zum Frühlingsbeginn haben im US-Bundesstaat Mississippi große Zerstörung hinterlassen. Mindestens 25 Menschen starben, Hunderte verloren ihr Zuhause. Der Tornado, der unter anderem durch die Kleinstadt Amory fegte, könnte nur der Anfang gewesen sein: Die "Tornado Season", die Zeit, in der die meisten Stürme das Land heimsuchen, könnte noch bis in den Frühsommer andauern.

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