Boris Becker: Mit Schulden und Eheproblemen in die Krise?

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Drohende Pleite, Gerüchte über Eheprobleme, Imageverlust: Im Jahr seines 50. Geburtstags steckt Tennislegende Boris Becker in der womöglich größten Krise seines Lebens.

„Das Leben ist kein Spiel" heißt ein Buch über den dreimaligen Wimbledonsieger. Dabei waren Beckers Eskapaden abseits des Platzes mindestens genauso turbulent wie seine emotionale Spielweise. Wird er sich auch diesmal wieder zurückkämpfen?

Beckers geschäftliche Aktivitäten waren schon immer ein ständiges Auf und Ab. Bereits kurz nach Ende seiner aktiven Karriere ging er mit einem Internetportal Pleite. Über seine finanzielle Situation herrscht seit Jahren Unklarheit. Sie führte den 49-Jährigen mehrfach vor den Kadi. Im Jahr 2002 verurteilte ihn das Landgericht München wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Neben lukrativen Werbeverträgen - wie dem legendären „Bin ich schon drin?"-Spot für AOL - bildeten über viele Jahre drei Mercedes-Autohäuser in Ostdeutschland das finanzielle Standbein des gebürtigen Leimeners. Sie erwirtschafteten jährlich etwa 30 Millionen Euro Umsatz und schrieben bis zuletzt schwarze Zahlen. Über die Jahre sollen sie dem Tennismillionär so kleinere Gewinne beschert haben. Im Frühjahr verkaufte Becker alle Häuser an einen regionalen Händler.

Zwei Prozesse wegen nicht bezahlter Schulden

Für heftige Turbulenzen sorgt seine Beziehung zu dem Geschäftsmann Hans Dieter Cleven. Seit dem Jahr 2001 hat sich der scheinbar ewig klamme Becker bei dem Schweizer Geld geliehen. Mit 2,5 Millionen D-Mark fing es an. Bis 2013 sollen sich die Schulden auf über 36 Millionen Euro addiert haben. Im September 2015 klagte der Schuldner auf die Rückzahlung der Kredite. Ein Gericht im schweizerischen Zug wies die Klage jetzt jedoch zurück. Cleven musste sogar 90.000 Franken Gerichtskosten übernehmen. Der Streit ist damit jedoch nicht beigelegt.

Weniger glücklich verlief es für Becker bei einem Gerichtsprozess in England. Auch hier ging es um nicht zurückgezahlte Schulden. Bereits im Jahr 2015 verurteilte ihn ein Londoner Gericht dazu, eine „substantielle Summe" an die Privatbank „Arbuthnot Latham & Co" zu überweisen. Weil Becker dieser Aufforderung nicht nachkam, wurde in diesem Juni ein Insolvenzverfahren gegen ihn eröffnet. Nachdem er eine weitere Frist verstreichen ließ, erklärte ihn die britische Richterin für bankrott. Er wirke auf sie wie ein Mann, der „seinen Kopf in den Sand steckt", gab sie ihm mit auf den Weg.

Boris, der Lebemann

Beckers Privatleben war lange Zeit ähnlich skandalgeschüttelt wie seine Versuche in der Geschäftswelt Fuß zu fassen. Die Zeugung seiner Tochter Anna Ermakova während eines One-Night-Stands in einer Londoner Hotel-Toilette verschaffte ihm einen zweifelhaften Ruf. Mit seiner zweiten Ehefrau Lilly Becker geriet sein Liebesleben in ruhigeres Fahrwasser. Es bleibt jedoch die Frage, ob die finanziellen Probleme tatsächlich spurlos an der Beziehung des Paares vorbeigehen. Dass Becker gerade jetzt das Bild einer glücklichen Familie postet, zeigt vielleicht, dass es auch hier brodelt.

In Deutschland ist Boris Becker heute zu einer Figur des Boulevards geworden. Er ist der Mann, der mit drei Frauen vier Kinder gezeugt hat. Diese Becker-Familie liefert viel Stoff für bunte Geschichten. Seine finanziellen Eskapaden runden das Bild des Lebemannes ab, der - so sein Anwalt vor Gericht - in finanziellen Dingen „nicht sehr clever" ist. Dabei gibt es speziell in seiner Wahlheimat England auch ein anderes Bild des einstigen Sport-Idols. Auch dort hat sich der Rotschopf einen Namen gemacht: als unterhaltsamer TV-Gast und versierter Tennis-Kommentator.