"Ich bin nicht euer Boris": Tennislegende Becker wird 50

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Erfolge, Affären und immer wieder Ärger mit den Finanzen: Deutschlands Sportler-Ikone zieht Bilanz - mit überraschendem Ergebnis.

Verehrt und verlacht. Obwohl Boris Becker schon vor 18 Jahren dem Tennissport den Rücken kehrte, ist er nie aus den Schlagzeilen gekommen. Auf den Ruhm auf den Centercourts der Welt folgte ein Leben im Blitzlicht des Boulevards. Dabei ist rein äußerlich von dem rotblonden Jüngling, der durch seinen Wimbledonsieg mit 17 in die Weltöffentlichkeit katapultiert wurde, nicht viel geblieben. Er wirkt aufgedunsen und hat dicke Tränensäcke. Seit Monaten ist er wegen einer Sprunggelenks-OP nur mit Krücken zu sehen.

Dazu kommen Nachrichten von finanziellen Problemen. Es gibt ein Gerichtsverfahren in England und eines in der Schweiz. Es geht um Millionensummen und falsche Freundschaften, Anschuldigungen und vorläufige Gerichtsbeschlüsse. Zuletzt hatte sich Becker mit einem ausführlichen Interview in der Neuen Züricher Zeitung Luft gemacht. Er ringt um die öffentliche Lufthoheit über sein Leben nach Aufschlag, Volley und Beckerrolle.

Wer ist Boris Becker?

Trotz all der Publicity, die seine Person umgibt, ist der Mensch dahinter für viele ein Rätsel geblieben. Wer ist Boris Becker? Diese Frage hat sich auch ein Autorenteam gestellt, das den gebürtigen Leimener ein Jahr lang für die ARD mit der Kamera begleiten konnte. Es zeigt ihn in seinem Jet-Set-Leben zwischen Monte Carlo, Paris, Ibiza und seiner Wohnung in Wimbledon. Dabei kommen neben Becker und seiner Ehefrau Lilly („Ich liebe ihn, weil er sich nicht unterkriegen lässt") auch Weggefährten wie sein langjähriger Manager und Ziehvater Ion Tiriac („Was immer ich sagte, war Gesetz") zu Wort.

Die Dokumentation zeichnet ein genauso überraschendes wie widersprüchliches Bild: Becker inszeniert sich als ein verletzlicher Mensch, der unter jeder negativen Schlagzeile leidet. Sich selbst sieht er dennoch als Marke, die einen Wert hat und sein Kapital darstellt. „Ich würde lieber für den Rest meines Lebens nie wieder in der Bild-Zeitung stehen", sagt er beispielsweise den Filmemachern. Als in der Sportredaktion der Bild die Leitung wechselt, hält ihn das jedoch nicht davon ab, dem Boulevardblatt per Twitter eine neue Zusammenarbeit anzubieten.

„Fühle mich nicht als Deutscher"

Auch sein Verhältnis zu Deutschland ist äußerst zwiegespalten. Von Tennisfans wird er bis heute für seinen emotionalen Spielstil verehrt, der häufig zwischen Genie und Wahnsinn pendelte. Andere sehen in ihm eine öffentliche Witzfigur, die nie erwachsen geworden ist. Letzteres ist auch Beckers Wahrnehmung seiner Person in Deutschland. Er beklagt sich, immer als der 17-jährige Leimener gesehen zu werden. Und hält dem entgegen: „Mir geht es gut, ich bin erwachsen." Deshalb möchte er auch nicht mehr als „euer Boris" angesehen werden, sondern als „Herr Becker".

Als seine Heimat betrachtet dieser Herr Becker Deutschland schon lange nicht mehr: „Ich habe einen deutschen Pass, aber ich fühle mich nicht als Deutscher." Die Höhepunkte seiner Karriere und die wichtigsten Stationen danach sehen Sie im Video.