Explosive Stimmung bei der Echo-Verleihung

Aktualisiert

Die Stimmung auf der gestrigen Echo-Verleihung wurde von der hitzigen Debatte über die umstrittenen Textzeilen der Gangsta-Rapper Kollegah und Farid Bang bestimmt. Kritisch zu Wort gemeldet hat sich aber nur einer: Punkrocker Campino, Leadsänger der Toten Hosen.


Die Diskussion ging bereits vor der Preisverleihung los: Im Album "Jung, brutal, gutaussehend 3" der beiden Rapper Kollegah und Farid Bang tauchen einige umstrittene Textzeilen auf. Im Song "0815" heißt es: "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen". Obwohl das zu heftigen Antisemitismus-Vorwürfe gegen die beiden führte, entschied der Echo-Ethikrat, beide Rapper an der Veranstaltung teilnehmen zu lassen, wo sie ihre Auszeichnungen in Empfang nehmen durften. Die Songzeilen befand der Ethikrat als Grenzfall. Sie seien der Meinungs- und Kunstfreiheit unterzuordnen. Dabei appellierte der Ethikrat, die Thematik selbst solle als gesellschaftskritischer Diskurs wieder aufflammen.

Während der Preisverleihung selbst gab es zunächst keine Bemerkungen zum Thema, obgleich die Stimmung durch die Anwesenheit beider Rapper sehr angespannt schien. Zahlreiche erfolgreiche Musiker betraten und verließen die Bühne, ohne auch nur ein einziges kritisches Wort zu verlieren.

Erst Campino von den Toten Hosen richtete das Wort gegen die Textzeilen Kollegahs und Farid Bangs. Der Punkrocker hatte sich dazu einen Zettel vorbereitet, den er verlas. Obwohl starke Provokation ein Stilmittel des Gangsta-Raps sei, finde es seine Grenzen bei Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit oder auch Homophobie, kritisierte Campino sichtlich aufgewühlt. Neben vereinzelten Buhrufen erntete er dafür lauten Applaus aus dem Publikum.

Farid Bang und Kollegah selbst gaben sich zunächst desinteressiert, auf der Bühne aber zückte Kollegah eine Karikatur von Campino mit Heiligenschein. Dabei machte er sich über das vorherige Händezitterns Campinos lustig. Ihn und Farid Bang so an den Pranger zu stellen sei stillos und gebühre einem großen Künstler wie Campino nicht. Seine Karikatur sei ein Zeichen des Friedens, das er versteigern werde, um die Einnahmen einem guten Zweck zu spenden.

Zum Schluss der Preisverleihung übernahmen die beiden Gangsta-Rapper nochmals die Bühne und performten den besagten Song "0815". Dabei ersetzten sie das massiv kritisierte Wort "Auschwitzinsasse" mit "Kunstfreiheit".

Im Video gibt es zahlreiche Eindrücke zum Auftritt Campinos und der Gangsta-Rapper.