Wahl-"Triell": Laschet tritt ins Fettnäpfchen
Das erste so genannte Wahl-"Triell" zwischen den Kanzlerkandidaten Laschet, Baerbock und Scholz lief relativ unspektakulär ab. Erst zum Schluss leistete Laschet sich einen Faux pas, der vor allem online für einige hämische Kommentare sorgte.
Es war seine letzte Rede im TV-Schlagabtausch mit Annalena Baerbock (Grüne), und Olaf Scholz (SPD), die Armin Laschet (CDU) zum Verhängnis wurde. Bis dahin hatte sich keiner der drei Kanzlerkandidaten in diesem "Triell" eine bemerkenswerten Fehler geleistet. Laschet versuchte sich in seinem Statement an einer Hommage an die "Scorpions", einer bekannten deutschen Rock-Band. Diese hatte 1990 mit ihrem Hit "Wind of Change" die politische und gesellschaftliche Stimmung zur Zeit der Wende besungen.
"Standhaft" gegen den Wind?
Laschet entfremdete die Botschaft des Liedes in den Augen vieler Zuschauer nun, indem er eine Zeile des Liedes in seine Rede einbaute und eine kontroverse Ergänzung vornahm. Laschet zitierte: "Spüren wir nicht alle den Wind der Veränderung, der uns ins Gesicht bläst?" und fügte dann hinzu, dass in so einer Situation "Standhaftigkeit und Verlässlichkeit" nötig sei. Es sind diese Worte, die dem Kanzlerkandidaten der Union gerade in den sozialen Netzwerken um die Ohren fliegen. Verständlich: Schließlich klingen sie so, als würde Laschet gegen den "Wind der Veränderung", der im Lied eine positive und revolutionäre Kraft darstellt, arbeiten wollen.
Spott und Unglaube auf Twitter
Dementsprechend ungläubig fallen auch die Kommentare auf bspw. Twitter aus, der User "Parents for Future kann offenbar seinen Ohren nicht trauen und fragt, ob Laschet sich tatsächlich dem "Wind der Veränderung" entgegenstellen wolle.
"Habe ich das gerade richtig verstanden - Laschet will sich dem „Wind der Veränderung“ mit „Standhaftigkeit“ entgegenstellen? #Triell" - @MKreutzfeldt #Laschet 🤡 - 📺 @MdBdesGrauenspic.twitter.com/RFzJZjnOpk https://t.co/zCTuT6q7T8
— Parents For Future #UprootTheSystem 24 Sept 2021 (@parents4future) August 30, 2021
Andere User wie "Tiemo Wölken" sehen Laschets Rede als Beweis dafür, das der potenzielle Kanzler "nichts" verändern möchte:
Standhaft im Wind der Veränderung. Damit beschreibt #Laschet sehr genau, was er ändern will: nichts. #Triell
— Tiemo Wölken🇪🇺 (@woelken) August 29, 2021
Ungünstiges Timing für die Union
Laschets missglückte Hommage kommt für die Union nicht gerade zu einem günstigen Zeitpunkt: Die Umfragewerte für den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfahlen in Bezug auf die Wahl am 26. September sind nach Unionsstandards auf historisch niedrigem Niveau. Tatsächlich könnte es das erste Mal seit Jahrzehnten dazu kommen, dass CDU und CSU nicht an der Regierung beteiligt sind, sollten sich die Prognosen bewahrheiten. Der Druck auf Laschet steigt also.