Weihnachtsbrauch: Warum küsst man sich eigentlich unter dem Mistelzweig?

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Immer wieder sieht man es in Filmen oder auch im realen Leben: Menschen, die sich unter einem Mistelzweig begegnen und sich nach einem Blick nach oben küssen. Doch warum machen die das eigentlich?

Ein Weihnachtsbrauch besagt: Unter dem Mistelzweig wird geküsst
Ein Weihnachtsbrauch besagt: Unter dem Mistelzweig wird geküsst (Betsie Van Der Meer via Getty Images)

Die Vorweihnachtszeit kommt mit großen Schritten auf uns zu und damit auch die klassischen romantischen Filme, in denen zwei Menschen in der Adventszeit zueinander finden. Oft gibt es in diesen Filmen eine Szene, in welcher sich die Protagonisten unter einem Mistelzweig begegnen, der oben an einem Türrahmen angebracht ist – eine Tradition besagt, dass man sich dann küssen muss. Was hat es damit auf sich?

Diesen Brauch verdanken wir der nordischen Mythologie. Demnach war der Mistelzweig die heilige Pflanze der Liebesgöttin Frigga. Diese hatte einen Sohn, Balder, und der hatte einen mächtigen Feind: Den nordischen Gott Loki, der heute vielen nicht zuletzt wegen der Marvel-Filme als Gott des Schabernacks mit Weltherrschaft-Fantasien bekannt sein dürfte.

In den nordischen Göttersagen heißt es, er wollte Balder töten. Das versuchte Frigga zu verhindern, indem ihr alle Tiere und Pflanzen zusagen mussten, ihrem Sohn nichts zu tun. Doch den Mistelzweig, der in Bäumen wächst, vergaß sie bei diesem Versprechen – und so wurde Balder durch einen Pfeil getötet, den Loki aus einem Mistelzweig fertigte.

Mistelzweige in einer Baumkrone
Mistelzweige in einer Baumkrone (Geraint Rowland Photography via Getty Images)

Zum Glück gab es ein Happy End: Frigga gelang es, ihren Sohn wiederzubeleben und küsste jeden, der ihren Weg kreuzte – sie stand dabei unter dem Baum, auf dem der Mistelzweig gewachsen war. Das Nachspiel für die Misteln? Sie mussten der Göttin der Liebe versprechen, dass sie jedem, der unter ihnen steht, ein Zeichen der Liebe geben.

Und das war, wie könnte es anders sein, ein Kuss. So küssen sich noch heute Verliebte unter einem Mistelzweig, denn das soll ihrer Liebe Glück bringen. Steht eine Frau allein unter dem Zweig und weigert sich, geküsst zu werden, soll das schwere Auswirkungen auf das nächste Jahr haben – denn dann soll ihr eine Heirat verwehrt bleiben.

Misteln: Nicht nur ein "Werkzeug" der Liebe

In der heutigen Zeit mag vor allem das ziemlich altmodisch wirken und bei vielen Frauen eher für Kopfschütteln sorgen. Doch wer an diesem Brauch Freude findet, sollte in den nächsten Wochen immer mal wieder den Blick nach oben richten, wenn er Türen durchquert.

Doch der Mistelzweig ist Comic-Freunden auch noch aus anderen Gründen geläufig: Denn in der beliebten Asterix & Obelix-Reihe spielen Misteln eine wichtige Rolle. Der Druide des gallischen Dorfes, Miraculix, braucht diese nämlich, um seinen berühmten Zaubertrank zu brauen.

Die bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau weist aber auch auf Probleme hin, welche die Mistel, die gern in Weihnachtsdeko aller Art benutzt wird, für Hobby-Gärtner mit sich bringt: denn das grüne Gewächs mit den weißen Beeren breitet sich immer mehr aus. Misteln sind "Halbschmarotzer", also parasitische Pflanzen, die ihren Wirtspflanzen Wasser und Nährsalze entziehen.

Einem gesunden Baum, in dem sie sich vermehren, schaden Misteln nicht. Doch wenn die sie überhand nehmen und der Baum schon angegriffen oder vernachlässigt ist, können die Äste brüchig werden, was sogar zum Tod des Baumes führen kann oder die Erträge bei Obstbäumen sinken lässt. Eine gute Baumpflege ist daher wichtig.

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