Wie viele Menschen sterben AN und wie viele MIT Corona?

Rund 80.000 Menschen in Deutschland und 3 Millionen weltweit sind mit einer Corona-Infektion gestorben. In Expertenkreisen ist strittig, ob die Patienten allein wegen der Infektion verstorben sind oder ohnehin nicht mehr lange gelebt hätten. Aktuelle Obduktionen bringen neue Erkenntnisse.

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Bislang wurden zwar keine bundesweiten Studien durchgeführt, doch geben die Untersuchungsergebnisse mehrerer Pathologen Aufschluss über die tatsächliche Todesursache von Covid-19-Patienten.

So rechnet das RKI

Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht wöchentlich, wie viele Corona-Todesfälle gemeldet wurden. Hiernach sind seit März 2020 76.000 Menschen an oder mit Covid-19 verstorben. Unter zwei Voraussetzungen berücksichtigt das RKI Todesfälle in der Statistik:

  1. Personen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden.

  2. Personen, bei denen der Tod eindeutig in einem Zusammenhang mit der Coronainfektion steht.

Die zweite Kategorie ist aber nicht immer eindeutig zu bestimmen. Ist ein Mensch schwer erkrankt und sein Immunsystem in der Folge stark geschwächt, wäre er womöglich auch ohne Infektion verstorben.

Der Großteil ist an Covid-19 gestorben

Kieler Pathologen haben über 50 Personen obduziert, die sich vor ihrem Tod mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt hatten. Christoph Röcken, der Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), fasst die Ergebnisse zusammen: "Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an Covid-19 verstorben sind". Das Ärzteteam des UKSH untersucht jeden Tag zusätzlich zwei Personen, die an oder mit Corona gestorben sind, um die bisherige Datenlage zu vervollständigen. Mittlerweile arbeiten deutschlandweit 34 Unikliniken zusammen, die alle Beobachtungen systematisch in einem Obduktionsregister zusammentragen. Auch Gewebeproben aus unterschiedlichen Bundesländern werden gesammelt und aufbewahrt.

Studienergebnisse decken sich

Bereits im Sommer 2020 gingen Mediziner aus Niedersachsen der Streitfrage nach. Die in Braunschweig sitzende Deutsche Gesellschaft für Pathologie hat 154 Verstorbene obduziert. Die Ergebnisse gleichen denen der Kieler Untersuchungen. So seien 86 Prozent der Todesfälle wesentlich oder alleinig auf eine vorherige Corona-Infektion zurückzuführen. Mit 37 Prozent seien die häufigste Todesursache schwere Schäden am Lungengewebe. In 15 Prozent waren die Bronchien angegriffen, 20 Prozent der Untersuchten wiesen Mikrothromben und Thrombosen auf.

Die Beschwerden, die in der Studie als Todesursache festgemacht werden konnten, sind zu einem Großteil von einer Corona-Infektion ausgelöst worden. Dies bestätigen nun auch die Kieler Pathologen. Nur ein kleiner Teil der infizierten Verstorbenen sei mit statt an Covid-19 gestorben.