Studie: Luftverschmutzung kann Risiko für Autoimmunerkrankungen erhöhen

Luftverschmutzung wird bereits seit Längerem mit einer Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht: Schlaganfälle, Gehirntumor und psychische Probleme, um nur einige zu nennen. Nun hat eine neue Studie herausgefunden, dass die Folgen von Luftverschmutzung noch viel weiter reichen.

Luftverschmutzung kann ganz schön an die Substanz gehen (Symbolbild: Getty Images)
Luftverschmutzung kann ganz schön an die Substanz gehen (Symbolbild: Getty Images) (Werawad Ruangjaroon via Getty Images)

In einer Studie der niederländischen Beratungsfirma CE Delft heißt es, dass Luftverschmutzung die Ausbreitung und den Schweregrad von COVID-19 verschlimmert haben könnte. Fehlgeburten sollen ebenfalls im Zusammenhang mit der Luftverpestung stehen. Und auch sonst gehen viele Krankheiten wie Gehirntumore oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf das Konto von Feinstaub und giftigen Gase wie Kohlenmonoxid oder Schwefeldioxid, die in der unteren Atmosphäre schweben und die Luft belasten. Nun kommen auch noch Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn hinzu.

Wie ein Global Review von 2019 herausfand, kann Luftverschmutzung so gut wie jede Zelle des menschlichen Körpers angreifen. Jetzt hat eine neue Studie bestätigt, dass auch das Risiko, an einer Autoimmunkrankheit zu erkranken, durch schädliche Abgase in der Luft steigen kann. Je länger der Mensch, der Luftverschmutzung ausgesetzt ist, umso höher die Gefahr, eine Autoimmunerkrankung zu bekommen.

Luftverschmutzung kann Risiko für rheumatoide Arthritis um 40 Prozent erhöhen

Wie die Forscher der University of Verona herausfanden, erhöht die Langzeitbelastung durch Luftverschmutzung das Risiko um 40 Prozent, an rheumatoider Arthritis zu erkranken. Das Risiko, entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu bekommen, steigt um 20 Prozent. Die Gefahr, an entzündlichen Bindegewebserkrankungen wie Lupus zu erkranken, erhöht sich um 15 Prozent.

Die Studie, die im Journal RMD Open veröffentlicht wurde, hat dafür die Daten von 81.363 Männern und Frauen verglichen, die in einer italienischen Datenbank zur Überwachung von Frakturen zwischen Juni 2016 und November 2020 gelistet waren. Während dieser Zeit ist bei 12 Prozent dieser Patienten eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert worden. Jeder Patient wurde mittels seiner Postleitzahl mit der nächstgelegenen Luftqualitätsmessstation verbunden.

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Die Studie analysierte die durchschnittliche Langzeitbelastung durch Feinstaub (bekannt als PM10 und PM2,5), der von Fahrzeugen oder Kraftwerken produziert wird. Konzentrationswerte von 30 µg/m3 für PM10 und 20 µg/m3 für PM2,5 sind die Grenzwerte, die allgemein als schädlich für die menschliche Gesundheit gelten. Die Studie kam zu dem Schluss, dass eine langfristige Aussetzung gegenüber Partikeln über diesen Werten das Risiko um 12 bzw. 13 Prozent erhöht, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln.

Luftverschmutzung steht im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen

Felicity Gavins, die Direktorin des Zentrums für Entzündungsforschung und translationale Medizin an der Brunel University London, sagte: "Diese Studie unterstützt die These, dass es einen Zusammenhang zwischen der Langzeitbelastung durch Umweltverschmutzung und immunvermittelten Krankheiten gibt.“ Doch die Wissenschaftlerin warnte auch davor, daraus zu schließen, dass schmutzige Luft diese Erkrankungen verursache. „Ob Luftverschmutzung speziell Autoimmunerkrankungen verursacht, bleibt fraglich, obwohl kein Zweifel daran besteht, dass es eine Verbindung gibt.“

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Für weitere Erkenntnisse seien weitere Untersuchungen nötig. Auch solle passives Rauchen als möglicher Verursacher von Autoimmunkrankheiten in Betracht gezogen werden.

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