Neuste Studie zeigt, wie Schlaf und posttraumatische Belastungsstörung zusammenhängen

In der Regel schlafen wir, wenn wir müde sind. Doch was passiert, wenn man trotz Müdigkeit nicht einschlafen oder durchschlafen kann? Die Folgen anhaltender Schlafprobleme können verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Neuste Studien sehen gar einen Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und posttraumatischen Belastungsstörungen.

Schlechter Schlaf geht oft mit psychischen Problemen einher. (Bild: Getty Images)
Schlechter Schlaf geht oft mit psychischen Problemen einher. (Bild: Getty Images) (Getty Images)

Guter Schlaf ist wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Der Schlaf dient dabei nicht nur der körperlichen Erholung. Es finden gar lebenswichtige Prozesse statt. Die Abwehrkräfte werden gestärkt und Wachstumshormone zur Zellerneuerung gebildet. Außerdem verarbeitet und speichert das Gehirn die Eindrücke des Tages. Wie wichtig dieser Prozess ist, zeigt eine neue Studie, die im Science veröffentlicht wurde. Demzufolge hängen gesunder Schlaf und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) direkt zusammen.

Was ist gesunder Schlaf?

Von einem gesunden Schlaf spricht man, wenn man schnell einschlafen kann, die Nacht durchschläft und erholt aufwacht. Ist dieser Prozess über mehrere Wochen gestört, spricht man von Schlafproblemen. Gerade die REM-Schlafphase, also der Tiefschlaf, ist besonders wichtig, denn dieser hilft dabei, emotionale Erinnerungen zu festigen. Was sich dabei genau im Gehirn abspielt, ist Gegenstand vieler Forschungen, denn das ist zum Teil immer noch ein Rätsel. Sicher ist aber, dass der präfrontale Kortex im Gehirn stark an der emotionalen Verarbeitung beteiligt ist. Interessanterweise sind einige seiner Neuronen aber während des REM-Schlafes erstaunlich ruhig. Wie hilft also dieser Teil des Gehirns, die Emotionen zu regulieren, wenn er gar nicht aktiv ist?

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Die Forscher der Studie haben dazu Untersuchungen an schlafenden und wachen Mäusen angestellt. Diese deuten laut Science Alert darauf hin, dass die Beruhigung des präfrontalen Kortex währende des REM-Schlafs, dem ganzen System hilft, sich auf Werkseinstellung zurückzusetzen. Ohne richtigen REM-Schlaf können Netzwerke im Gehirn mit emotionalen Botschaften wie "Angst" übersättigt werden. So reagierten die Mäuse in der Studie nach schlechtem Schlaf auch im Wachzustand mit übermäßiger Angst, oder gar nicht ängstlich genug, weil ihre Wahrnehmung geschwächt war. Vereinfacht gesagt: Nach gesundem Schlaf kann das Gehirn besser auf Umwelteinflüsse reagieren. Tiere etwa können dann besser zwischen Gefahr und Sicherheit unterscheiden.

Betroffene von PTBS erleben immer wieder Flashbacks

Die Autoren der Studie gehen sogar soweit, dass ein gestörter REM-Schlaf zu einer Überkonsolidierung emotionaler Erinnerungen führen kann. Also, zu einer Überspeicherung von Sinnenwahrnehmungen. Dies ist gerade bei posttraumatischen Belastungsstörungen der Fall. Denn dabei werden die Betroffenen immer wieder von Erinnerungen geflutet, die sie nicht verarbeiten konnten. Wie es etwa bei Krieg, Tod, Verlust, körperliche Gewalt oder einem Unfall der Fall ist. Diese Erinnerungen nennt man Trigger, sie können durch Gegenstände hervorgerufen werden, die an die traumatische Situation erinnern, und führen dann zu sogenannten Flashbacks.

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Auch die Psychologie-Professorin und Trauma-Therapeutin Tanja Michael, die an der Universität des Saarlandes die Lehr- und Forschungsambulanz für Psychologische Psychotherapie leitet, sieht einen Zusammenhang zwischen Schlaf und Menschen, die an PTBS leiden. "Siebzig bis über neunzig Prozent der Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen leiden an Ein- und Durchschlafstörungen, das ist aus früheren Studien bekannt", erklärt Dr. Roxanne Sopp, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von Tanja Michael, gegenüber healthcare-in-europe.com.

Mehr Schlaf führt zu weniger Symptomen

Das Team von Michael führte eine Studie durch, in der zwei Kontrollgruppen durchschnittlich guter Schläfer einen Film vor den Einschlafen sah. Die eine Gruppe sah sich einen eher beruhigenden Film an, während eine andere Gruppe einen belastenden Film sah, der ein kleines, kurzzeitiges Trauma bei den Probanden auslöste. Im Schlaflabor wurde anschließend die Schlafqualität der beiden Gruppen untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass in der Trauma-Gruppe die Schlafdauer sowie der Non-Rem-Schlaf (3, Schlafphase) signifikant reduziert waren.

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Außerdem berichteten Probanden der Trauma-Gruppe im Anschluss, dass sie noch mehrere Tage an Szenen des Films dachten und wie belastend sie dies empfanden. Es wurden auch typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung wie Flashbacks festgestellt. Der Zusammenhang ist für die Forscher deutlich. "Mehr Schlaf, weniger Symptome", bringt es Sopp auf den Punkt. "Je mehr REM-Schlafphasen die Probanden hatten, desto weniger Flashbacks hatten sie nach Schlüsselreizen und sie empfanden diese auch als weniger belastend. Das spricht für einen Zusammenhang von Schlaf und PTBS-Symptomen."

Anmerkung der Redaktion: Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

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