Proteinriegel: Das sagen Experten

Proteinriegel sind überall präsent. Sie werden als gesunde Snacks für unterwegs oder sogar als Teil einer Self-Care-Routine angepriesen und nicht nur von Sportlern gerne mit in die Ernährung aufgenommen. Doch können Riegel, die aus Schokolade bestehen und vor Nüssen, Schokostückchen, Kokos und Karamell nur so triefen, wirklich gesund sein?

Lecker sind Proteinriegel allemal, aber sind sie auch gesund? (Symbolbild: Getty Images)
Lecker sind Proteinriegel allemal, aber sind sie auch gesund? (Symbolbild: Getty Images) (MurzikNata via Getty Images)

Viele Fitnessunternehmen werben mit der "gesunden“ Variante zum Schokoriegel, da sie unsere Körper angeblich mit hochwertigem Eiweiß und anderen wichtigen Stoffen versorgen. Für viele Sportbegeisterte gehören Proteinriegel mittlerweile zum festen Bestandteil ihrer Ernährung. Insbesondere beim Kraftsport, wenn es um den Aufbau von Muskeln und die Förderung der Regeneration geht, werden Proteinriegel oft als der perfekte Snack angesehen. Die Sportriegel aus Molkeprotein locken mit ihren farbenfrohen Verpackungen und sind inzwischen auch in vielen Geschmacksrichtungen wie Brownie, Keksteig oder Zitronenkuchen erhältlich.

Wie gesund sind Proteinriegel wirklich?

Die Lebensmittelindustrie macht viel Werbung damit, dass Proteine beim Sport den Muskelaufbau und die Regeneration unterstützen. Das stimmt grundsätzlich, aber bedeutet das jetzt, dass jeder Sportler zu Proteinriegeln, -shakes oder anderen "High Protein"-Produkten greifen sollte? Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sagen: Nein. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind diese Produkte überflüssig, da der normale tägliche Proteinbedarf problemlos aus natürlichen Quellen gedeckt werden kann, wenn man sich ausgewogen ernährt. Auch eine zusätzliche Aufnahme von L-Carnitin, das einigen Riegeln zugesetzt wird, hat trotz gegenteiliger Werbeversprechen keinen positiven Nutzen.

Dosenfisch ist im Trend: Doch ist er wirklich gesund?

Viele High-Protein-Produkte seien hochverarbeitete Lebensmittel, meist aus kostengünstigen Zutaten – überwiegend aus industriellen Energie- und Nährstoffquellen und Zusatzstoffen – zusammengesetzte Produkte. Sie seien meist ansprechend verpackt, intensiv vermarktet, lange haltbar, verzehrfertig und schmackhaft, so die DGE. "Wenn häufig zu diesen Produkten gegriffen wird und sie Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Nüsse verdrängen, kann das langfristig kritisch für die Zufuhr von sekundären Pflanzenstoffen, Nähr- und Ballaststoffen sein und mit Übergewicht, ernährungsbedingten Krankheiten und ökologischen Nachteilen einhergehen“, heißt es von der DGE weiter.

So viel Protein braucht der Körper

Das Deutsche Institut für Sporternährung empfiehlt, dass Erwachsene täglich 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen sollten. Bei sportlich aktiven Menschen kann dieser Wert auf 1,4 bis 1,6 Gramm erhöht werden. Das bedeutet, dass eine ausgewogene Ernährung, die auf natürliche Proteinquellen setzt, den täglichen Bedarf an Proteinen problemlos decken kann. Bei einem Menschen, der 68 kg wiegt, wären das beispielsweise 54 Gramm Protein pro Tag. Dieser Bedarf wäre dann schon mit zwei Scheiben Vollkornbrot mit Erdnussmus (15 Gramm Protein), 250 Gramm Ofenkartoffeln mit 150 Gramm Quark (25 Gramm Protein) und 150 Gramm gegarten Linsen (14 Gramm Protein) ausreichend abgedeckt. Es ist also nicht zwingend notwendig, auf Proteinriegel oder andere High-Protein-Produkte zurückzugreifen.

In Proteinriegeln steckt viel Zucker

Proteinriegel werden oft als gesunde Snacks für Sportler beworben, doch trotz der Werbung sind sich Ernährungsexperten einig, dass Proteinriegel nicht unbedingt gesund sind. Ernährungsberaterin Elke Binder sagt in einem Interview mit dem Spiegel, dass die Bezeichnung irreführend ist. Denn in den Riegeln steckt neben Protein oft auch viel Zucker. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen bei einer Energiezufuhr von etwa 2.000 Kalorien am Tag höchstens 50 Gramm freien Zucker täglich zu sich zu nehmen. Wer regelmäßig zu viel Zucker isst, riskiert verschiedene Krankheiten wie Übergewicht, Karies und Diabetes.

Menschen verbinden Protein instinktiv mit Fitness, so Marion Nestle, Professorin für Ernährungswissenschaften an der New York University. Wenn sie Proteinriegel essen, "denken die Menschen, dass sie etwas Gutes für ihre Gesundheit tun", sagte sie gegenüber der New York Times.

Food-Hack für "frische Pasta": Schlechter Scherz oder kulinarischer Geheimtipp?

Es sei schwierig, einen Amerikaner zu finden, der tatsächlich mehr Protein benötigt, sagte Eric Rimm, Professor für Epidemiologie und Ernährung an der Harvard T.H. Chan School of Public Health. Die meisten Fleischesser erhalten weit mehr als die empfohlene tägliche Dosis an Protein Und diejenigen, die kein Fleisch essen, können genug Protein aus pflanzlichen Quellen wie Tofu, Nüssen und Hülsenfrüchten bekommen.

Wer sollte Proteinriegel essen?

Proteinriegel können sinnvoll sein für jemanden, der seinen Proteinkonsum erhöhen muss - zum Beispiel ein Veganer, der nicht genug Protein aus seiner Ernährung erhält, oder jemand, der gerade ein intensives Training hinter sich hat, sagte Anthony DiMarino, Ernährungsberater am Center for Human Nutrition der Cleveland Clinic, ebenfalls im Gespräch mit der New York Times. Aber für den durchschnittlichen Menschen, der noch mehr Protein in seine Ernährung aufnehmen möchte - insbesondere wenn diese mit viel zugesetztem Zucker verbunden ist - sind die Riegel nicht zu empfehlen.

"Es ist ein Snack für den Notfall", erklärte Stephanie Urrutia, Leiterin der Performance-Ernährung an der University of California. Aber es soll kein Ersatz für eine Mahlzeit sein, warnte sie.

VIDEO: Gesunde Ernährung: Fünf einfache Schritte